Wie bei so vielen Kategorien in der Wissenschaft gibt es immer wieder Ausreißer, die zu keiner Definition so recht passen wollen. Bei den Mikronährstoffen ist es nicht anders.
Dieser Blogartikel widmet sich Beispielen von Hilfs- und Spezialstoffen, die ganz eigene Funktionen im Körper haben. Daher werden sie auch nur bei sehr spezifischen Problematiken eingesetzt.
Caveat: Viele dieser Stoffe sind mitunter sehr potent und dürfen keinesfalls auf eigene Faust eingenommen werden (auch wenn sie streng genommen keine Arzneimittel sind)! Ein Arzt oder Experte ist immer zu Rate zu ziehen!
Nicht-proteinogene Aminosäuren
Die Definition ist denkbar einfach: Neben den Aminosäuren, die Eiweiße (= Proteine) im Körper bilden, gibt es auch solche, die das nicht tun. Das sind dann also nicht-proteinogene Aminosäuren. Wie immer haben die folgenden Beispiele mannigfaltige Effekte im Körper und sind oft Botenstoffe im Nervensystem oder im Gehirn.
GABA (= Gamma-Aminobuttersäure)
Per Definition ist es zwar eine Aminosäure, aber GABA hat fast hormonelle Funktionen im Körper. Es ist der wichtigste hemmende Botenstoff im Gehirn. Ohne es ist das Einschlafen nicht möglich. Es ist daher wenig verwunderlich, dass viele Arzneimittel, die betäuben oder beruhigen, über GABA arbeiten.
GABA entspannt und macht müde. Es hilft bei Schlafstörungen, aber auch bei Unruhe und Depressionen, um dem Betroffenen mehr Gelassenheit zu verleihen.
5-HTP (= 5-Hydroxytryptophan)
5-HTP gehört aus diesen Beispielen ebenfalls zu den beruhigenden Stoffen. Es ist der „große Bruder“ von der Aminosäure Tryptophan, wenn man vom Effekt spricht. Beide sind Vorläufer des Glückshormons, Serotonin, welches wiederum untertags in das Schlafhormon, Melatonin, umgewandelt wird.
Indes Tryptophan mitunter schlecht aufgenommen wird, wenn man es zu einer Mahlzeit einnimmt, gibt es dieses Problem bei 5-HTP nicht. Es passiert auf jeden Fall die Blut-Hirn Schranke und kann schnell dort zur Hilfe eilen, wo es gebraucht wird: Nämlich im Gehirn.
Wie auch Tryptophan hat es einen stimmungsaufhellenden und beruhigenden Effekt. Oft lassen sich leichte, depressive Verstimmungen damit lindern.
5-HTP darf niemals ohne ärztliche Anordnung mit Antidepressiva eingenommen werden! Hier entstehen mitunter gefährliche Wechselwirkungen.
Des Weitern sollte bei einer längerfristigen Einnahme der Dopamin-Haushalt beobachtet werden, da es hier zu Mängeln kommen kann.
Taurin
Taurin ist ein zäher Alleskönner. Es ist für die Entgiftung von großer Bedeutung. Leber und Nieren werden durch seine antioxidativen Eigenschaften geschützt.
Vor allem Sportler sollten auf eine ausreichende Taurinzufuhr achten. In den Muskeln ist es für die korrekte Kontraktion wichtig. Bei Mangel kann es zu Muskelschwäche und Krämpfen kommen. Zusätzlich profitiert der Herzmuskel von Taurin. Hier ist es zur Rhythmusgebung sehr wichtig.
Coenzyme und Antioxidantien
Coenzyme sind organische Stoffe (solche, die nur Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel enthalten), die gewisse Enzyme brauchen, um ihre Arbeit überhaupt ausführen zu können.
Daher fallen Metallionen, die Enzyme bei der Arbeit unterstützen (so wie z.B. Kupfer und Selen), streng genommen nicht unter den Begriff “Coenzym”. Sie bezeichnet man als Cofaktoren.
Antioxidantien sind Stoffe, die freie Radikale im Körper fangen. Das sind häufig Sauerstoff-Atome, die dringend an eine Struktur binden möchten und damit Schaden anrichten können, so wie z.B. Entzündungen. Es gibt jedoch auch noch andere Radikale.
Antioxidantien binden nun also an diese Radikale und machen sie so unschädlich, ohne, dass Schaden am Körper entsteht.
Alpha Liponsäure
Das erste dieser vielen Beispiele fällt gleich in beide Definitionen: Coenzym und Antioxidans. Wie viele Antioxidantien, ist die Alpha-Liponsäure für die Leber besonders wichtig. Hier hilft sie bei der Entgiftung, Schwermetallausleitung, beim Radikalfang und Regeneration von wichtigen anderen Antioxidantien (z.B. Coenzym Q10). Seit den 1960er Jahren ist sie als Unterstützung bei Leber- und Nervenschäden sogar als Arzneimittel anerkannt.
Coenzym Q10
Besonders wichtig für den Energiehaushalt der Zelle, hilft Coenzym Q10 dabei, ATP (Adenosin-Tri-Phosphat; DAS Energiemolekül im Körper) zu regenerieren. Auch die Leber freut sich über die antioxidative Wirkung des Coenzyms. Zwei Formen dieses Stoffs sind bekannt: Ubichinol und Ubichinon. Erstere ist die Variante, die der Körper sofort einsetzen kann, die zweite muss im Körper erst verbrauchsfertig gemacht werden. Es empfiehlt sich also eine Supplementation mit ersterer Variante.
Bei Abgeschlagenheit und Müdigkeit ist Coenzym Q10 oft hilfreich, und wenn Statine eingenommen werden, dann ist die Supplementation schon fast ein Muss. Hier besteht oft ein Mangel, der Muskelschmerzen entstehen lässt.
Sprechen Sie jedoch vor der Einnahme (wie es ohnehin immer passieren sollte) mit dem Arzt, denn mit manchen Medikamenten ist die Einnahme von Coenzym Q10 streng verboten!
NADH
Auch ein Stoff der Energiebereitstellung im Körper, ist NADH besonders für das Gehirn wichtig. In der Regel kann der Körper es selbst herstellen, aber vor allem bei Migräneanfällen wurde ein Mangel an NADH beobachtet.
Es erhöht die Aufmerksamkeit, regt den Stoffwechsel an, hilft der Entgiftung auf die Sprünge und kann bei Migräne schmerzlindernd wirken, bzw. die Anzahl der Anfälle verringern. Es ist oft eine gute Unterstützung zu herkömmlichen Arzneimitteln.
Omega-3-Fettsäuren
Per Definition Antioxidantien, haben die Omega-3-Fettsäuren extrem viele, unterschiedliche Funktionen im Körper. Von der American Heart Association ist eine Supplementation für die Herzgesundheit offiziell empfohlen. Gefäße, Leber, Schleimhäute und Gehirn profitieren ebenfalls von einer guten Omega-3 Versorgung.
Diese Fettsäuren müssen mit der Nahrung aufgenommen werden, der Körper kann sie nicht selbst herstellen. Vor allem findet man sie in fettem Wildfisch.
Da aber die meisten von uns wohl kaum 4kg Wildlachs in sich hineinschaufeln können, ist eine Supplementation sehr empfehlenswert – und auch leichter machbar.
Wenn auch pflanzliche Präparate erhältlich sind, so ist eine Supplementation aus Fischöl, wenn möglich, am besten. Denn nur hier finden sich beide Vertreter der Omega-3-Fettsäuren, DHA und EPA. EPA ist aus pflanzlichen Quellen nicht erhältlich, aber sehr wichtig für den Körper.
Fazit
So mannigfaltig wie die Welt der Mikronähstoffe ist, so unterschiedlich sind auch die Funktionen der einzelnen Stoffe. Hilfsstoffe haben unterschiedlichste Aufgaben. Sie helfen beim Einschlafen, unterstützen die Organe und schützen den Körper vor Entzündungen und schädlichen Stoffen jedweder Art.
Da Hilfsstoffe aber in den meisten Fällen nur für spezifische Problematiken gebraucht werden, ist der Rat eines Experten und eine genaue Untersuchung vor der Einnahme ein absolutes Muss!
Literatur
- Gamma-Aminobutyric Acid (GABA), Alternative Medicine Review, Band 12, Nummer 3; 2007
- Kumar, P.S. et al: A review on Griffonia simplicifollia – an ideal herbal antidepressant, 2010
- Ripps H, Shen: Review: taurine: a “very essential” amino acid, Molecular Vision, Band 18, S. 2673–86, 2012
- Gorąca, A., Huk-Kolega, H. et al: Lipoic acid – biological activity and therapeutic potential, Pharmacological Reports, Band 63, Nummer 4, 2011
- White, J: PDQ® Coenzyme Q10, National Cancer Institute, National Institutes of Health, U.S. Dept. of Health and Human Services, 2014
- Cantó, C., Auwerx, J.: NAD+ as a signaling molecule modulating metabolism, Cold Spring Harbor symposia on quantitative biology, Band 76, 2011
- Von Schacky, C., Harris, W.S.: Cardiovascular Benefits of Omega-3 Fatty Acids, Cardiovascular Research, Band 72, S. 310–315, 2007