Nicht alle Mikronährstoffpräparate sind gleichwertig. Wenn Sie Mikronährstoffe einnehmen möchten, dann achten sie auf Präparate, die nach dem Reinsubstanzenprinzip hergestellt werden. Das bedeutet, dass es keine Zusatzstoffe in diesen Präparaten gibt, sondern lediglich Mikronährstoffe und eventuelle Hüll- und Füllstoffe (v.a. bei Kapseln).
Zusatzstoffe müssen mit einer Kennzeichnung versehen sein. Oft passiert das durch die so genannten E-Nummern. Das „E“ steht hier bei einerseits für „Europa“ aber auch für „essbar“. Welchen Stoff die E-Nummern bezeichnen, ist öffentlich im Internet auf der Seite des Gesundheitsministeriums abrufbar.
Zusatzstoffe können mitunter problematisch sein. Sie können einerseits die Aufnahme der Mikronährstoffe behindern, andererseits auch vom Körper in ungewollter Weise verarbeitet werden.
Tatsache ist, dass die Verwendung von Zusatzstoffen sich im Preis niederschlägt.
Präparate, die niedrigpreisig sind, sind oft voll mit Zusatzstoffen, weil sie großindustriell und vollmaschinell hergestellt werden. Die Zusatzstoffe sind oft notwendig, um diese Herstellungsart möglich zu machen. Vollmaschinelle Herstellung bedeutet geringere Personalkosten und höheren Durchsatz, womit diese Präparate generell günstiger sind.
Präparate, die diese Stoffe nicht beinhalten, benötigen meistens mehr Handarbeit und sind dadurch höherpreisig. Aber Achtung! Nicht jedes teure Präparat ist zusatzstofffrei! Es empfiehlt sich immer, die Zutatenliste durchzusehen.
Die folgende Liste enthält nur Stoffe, die tatsächlich auch in Präparaten gefunden wurden. Natürlich sind dies nicht alle Zusatzstoffe, die generell in der Lebensmittelindustrie zu finden sind. Jedoch soll die Liste einen Überblick über die häufigsten Zusatzstoffe bieten.
Emulgatoren
Emulgatoren sind Stoffe, die dazu da sind, flüssige Stoffe miteinander zu vermengen, die sich ansonsten nicht vermischen lassen würden, so wie z.B. Öl und Wasser.
Lecithin
Lecithin wird hauptsächlich aus Sojabohnen extrahiert. Lecithine gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, die allesamt in den Zellmembranen von Pflanzen und Tieren vorkommen. Hier handelt es sich also um keinen künstlich erzeugten Stoff. Vor allem Eidotter und, wie schon genannt, Sojabohnen, enthalten Lecithine.
In der Lebensmittelindustrie wird es häufig als Emulgator und Dispersionsmittel (Vermengungshilfe für feste Stoffe) verwendet. Es trägt die E-Nummer E 322.
Lecithin ist für den Körper unbedenklich und sogar notwendig. Es ist im Fettstoffwechsel ein wichtiger Stoff und daher als Zusatzstoff in Nahrungsergänzungsmitteln vollkommen unbedenklich.
Wird das verwendete Lecithin von gentechnisch veränderten Pflanzen gewonnen, so ist dies auf der Packung laut EU-Recht kennzeichnungspflichtig.
Farbstoffe
Wie der Name schon verrät, sind Farbstoffe dazu da, andere Stoffe einzufärben. Farbstoffe dienen rein der Optik und sind, wenngleich auch manche unbedenklich sind, absolut nicht notwendig, egal in welchem Präparat.
Titanoxid
Dieser Fall ist besonders prekär, weil häufig keine genaue Angabe gemacht wird, welches Oxid verwendet wird.
Die Stoffklasse der Titanoxide ist groß. Sie beschreibt generell chemische Verbindungen, die eine Mischung aus dem Metall Titan und dem Element Sauerstoff sind. Je nachdem, um welche Verbindung es sich handelt, hat sie unterschiedliche Eigenschaften.
Im Sinne des Lebensmittelgesetzes ist davon auszugehen, dass es sich um Titandioxid handelt. Dieses wird zur Weißfärbung von Lebensmitteln verwendet und ist als Lebensmittelzusatzstoff unter der E-Nummer E 171 zugelassen.
Titandioxid ist ein besonders problematischer Vertreter, der auch von der AGES als gesundheitsbedenklich betrachtet wird, da er über den Verdauungstrakt in den Körper aufgenommen werden kann.
Voraussichtlich mit Jänner 2022 wird Titandioxid als Zusatz in Lebensmitteln verboten werden. (Stand: November 2021)
Vermeiden Sie also Produkte, die diesen Stoff beinhalten!
Echtes Karmin
Karmin ist ein roter Farbstoff, der aus Schildläusen gewonnen wird. Veganer sollten daher Produkte mit diesem Inhaltsstoff meiden. Generell ist auch zu sagen, dass Karmin allergische Reaktionen auslösen kann und daher von Personen, die bekannte Allergien haben, besonders gemieden werden sollte.
Zugelassen ist echtes Karmin unter der Lebensmittelzusatzstoffnummer E 120.
Rote Bete Pulver (= Beetenrot)
Wie der Name bereits beschreibt, handelt es sich hier lediglich um Pulver, das aus gefriergetrockneten Roten Rüben besteht. Es ist also unbedenklich und wird zur Rotfärbung in Pulverform verwendet.
Die E-Nummer des Pulvers ist E 162.
Riboflavin
Dies ist ein weiterer Vertreter der unbedenklichen Stoffe. Riboflavin ist Vitamin B2 und wird zur Gelbfärbung verwendet. Als E-Nummer ist es unter E 101 auf Verpackungen zu finden.
Feuchthaltemittel
Auch hier ist der Name deskriptiv: Feuchthaltemittel dienen dazu, Stoffe feucht zu halten. Oft werden sie in Weichkapseln eingesetzt.
Glycerin
Glycerin ist, chemisch betrachtet, ein so genannter Zuckeralkohol. Das hat mit dem im Sprachgebrauch genannten Alkohol nichts zu tun. Alkohole sind lediglich eine Stoffklasse in der Chemie.
Glycerin ist als Lebensmittelzusatz unter der E-Nummer E 422 zugelassen.
Es kommt in der Natur in Fetten und Ölen vor und kann aus diesen extrahiert werden. Auch im Körper kommt es vor, es wird in der Medizin als Referenzwert für die Lebergesundheit verwendet, da nur die Leber Glycerin abbauen kann.
Zwar kann es in übermäßiger Menge abführend wirken, aber diese Problematik kommt nur in seltenen Fällen und bei sehr hohen Dosierungen vor.
Sorbit (auch: Glucitol)
Sorbit wird wohl den meisten Menschen als Süßungsmittel in Diabetikerprodukten bekannt sein. Das kommt daher, dass es circa 60% der Süße von Tafelzucker enthält, aber eine wesentlich geringere Insulinreaktion hervorruft. Das macht Sorbit für Diabetiker geeignet.
Durch seine chemischen Eigenschaften wird es allerdings auch oft, vor allem in Kombination mit Glycerin, als Feuchthaltemittel verwendet.
In der Lebensmittelindustrie ist es unter der E Nummer E 420 zu finden.
Sorbit kann in der Regel vom Körper gut verarbeitet werden, es gibt für den Stoff einen eigenen Abbauweg. In der Natur ist es in Steinobst und Kernobst zu finden.
Jedoch hat Sorbit auch seine problematischen Seiten. Zum Beispiel führen lediglich 20g pro Tag zu Blähungen und Durchfall. Das kommt mitunter daher, dass circa 80% der westlichen Bevölkerung eine Sorbitunverträglichkeit haben.
Vor allem Personen mit Fructoseintoleranz und Fructose-Malabsorption müssen Sorbit meiden, da es mit dem Fructose-Stoffwechselweg zu tun hat und hier immer zu Problemen führt!
Auch Personen, die an Zöliakie leiden, vertragen Sorbit oft sehr schlecht.
Füllstoffe
Auch hier ist der Name Programm: Füllstoffe dienen dazu, vor allem Kapseln ausreichend zu füllen, damit diese stabil sind und sich nicht öffnen können.
Xylit (Birkenzucker)
Wie auch Glycerin, ist Xylit ein Zuckeralkohol. Es ist generell gut verträglich, weil es vom Körper selbst hergestellt werden kann und damit gut abgebaut werden kann. Neben seiner Funktion als Füllstoff ist Xylit auch ein Süßstoff.
Da es viel Wasser binden kann, wird es nur langsam im Dünndarm resorbiert. Die Resorptionsrate kann sich allerdings nach einiger Zeit erhöhen. Das passiert dadurch, dass der Körper sich an die neue Nahrungsquelle anpasst und mehr Enzyme ausbildet, um Xylit besser aufnehmen zu können.
Im Dickdarm wird oft der Großteil von Xylit (etwa zwei Drittel) aufgenommen, da es hier von Bakterien zerlegt werden kann.
Auch als Diabetikerzucker ist Xylit teilweise geeignet, da es den Insulinspiegel weniger beeinflusst als Tafelzucker. Jedoch ist es nicht für besonders schwere Fälle geeignet.
Xylit trägt die E-Nummer E 967.
Xylit kann abführend wirken, bei einer Menge von 0,5g/kg Körpergewicht pro Tag. Diese Wirkung kann allerdings nach Anpassung des Körpers verschwinden, im Gegensatz zu Sorbit, wo diese nicht passiert.
Einer neuen Studie zufolge kann Xylit eventuell schädlich für Lactobacillus casei sein, einer der häufigsten Bakterienstämme in unserem Darm. Jedoch muss dahingehend noch weitere Forschung angestellt werden, um die Richtigkeit der Aussage zu überprüfen.
Siliciumdioxid (oder: Silica)
Siliciumdioxid ist nicht nur ein Füllstoff, sondern ist oft deswegen in Präparaten zu finden, weil es in der großindustriellen Herstellung als Rieselhilfe und Trennmittel notwendig ist. Diese Stoffe sind wichtig, damit Pulver rieselfähig bleibt und kein Wasser anzieht, was sonst zum Verkleben von Maschinen führen würde.
In der Lebensmittelindustrie ist es unter der E-Nummer E 551 zu finden.
Siliciumdioxid wird in der Pharmazie sehr rege verwendet, man findet es in Kapseln, Tabletten, Salben, Gelen und Suppositorien.
Gewonnen wird Siliciumdioxid aus dem Quarzsand. Teile davon bestehen aus besonders kleinen Partikeln, sogenannten Nanopartikeln, deren Eigenschaften noch nicht ganz erforscht sind. Generell gilt Siliciumdioxid aber als für den Menschen unbedenklich.
Jedoch wurde diese Aussage erst vor ein paar Jahren infrage gestellt. 2016 fand ein Forschungsteam aus der Schweiz heraus, dass Siliciumdioxid im Tierversuch nachteilige Effekte auf die Darmschleimhaut und deren Immunzellen hat.
Daraufhin wurden auch von der EFSA, der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde, Nachforschungen in Auftrag gegeben. Hier wurde herausgefunden, dass siliciumhaltige Materialien in unterschiedlichen Geweben aufgefunden wurden, darunter auch Siliciumdoxid. Es wird vermutet, dass dies durch die genannten Nanopartikel passiert.
Langzeitstudien fehlen hierzu jedoch. Wenngleich auch keine schädlichen Effekte im Menschen in den Nachforschungen der EFSA gefunden werden konnten, so beschloss man doch, die Charakterisierung von Siliciumdioxid strenger zu regeln. Der Sinn dahinter ist, dass der Begriff Siliciumdioxid bestimmte Mindest-Partikelgrößen beschreiben muss und nicht irgendeine Mischung verwendet werden darf.
Säuerungsmittel
Säuerungsmittel sind dazu da, den pH-Wert von Stoffen abzusenken und auszugleichen, damit diese bekömmlich für den Körper sind.
Citronensäure
Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei um die Zitronensäure. Sie wird aus Melasse und Mais extrahiert, und zwar durch Verwendung von Schimmelpilzen. Generell sollte in hochreiner Zitronensäure keine Rückstände etwaiger Pilzgifte zu finden sein, Schimmelpilzallergiker können jedoch mitunter darauf reagieren.
In der Natur findet sich die Zitronensäure vor allem in Zitrusfrüchten.
Sie ist also für den Körper harmlos.
Citronensäure trägt die E-Nummer E 330.
Lediglich beim Verzehr von Lebensmitteln (und im Sinne von Nahrungsergänzungsmitteln häufig Brausetabletten oder Vitamin-Sticks), die Zitronensäure beinhalten, sollte man darauf achten, nicht kurz danach sich die Zähne zu putzen. Zahnschmelz wird durch die Säuren nämlich abgebaut und kann nur wieder nachgebildet werden, wenn nicht kurz nach Genuss über die Zähne geschrubbt wird.
Säureregulatoren
Säureregulatoren sind das Gegenteil von Säuerungsmittel. Sie heben den pH-Wert von Stoffen an, damit diese nicht zu sauer sind und bekömmlich sind.
Mononatriumcitrat
Citrate sind die Salze der Zitronensäure. Chemisch betrachtet sind organische Säuresalze (organisch = Moleküle, die nur Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel enthalten) Verbindungen, die aus einem negativ geladenen Säureion und einem positiv geladenen Metallion bestehen. Daher wirken sie ironischerweise basisch auf andere Stoffe und im Körper, obwohl sie von einer Säure stammen.
Natriumcitrate kommen natürlicherweise im Körper vor, oft als Zwischenprodukte von diversen Stoffwechselvorgängen.
Natriumcitrate tragen die E-Nummer E 331.
Für Citrate gilt dasselbe Caveat wie bei Citronensäure. Die Herstellung ist ident, daher müssen Schimmelpilzallergiker Acht geben.
Die Zähne sind allerdings nicht von Citraten betroffen.
Natriumhydrogencarbonat
Auch hierbei handelt es sich um ein organisches Säuresalz, nur von der Kohlensäure. Was den komplizierten Namen Natriumhydrogencarbonat trägt, ist eigentlich Natron, so wie man es zum Backen und Putzen auch verwendet.
Im Körper kommt es natürlicherweise vor und ist überlebensnotwendig, da es dazu dient, den pH-Wert im Körper einzustellen.
Als Lebensmittelzusatz trägt es die E-Nummer E 500.
Hierbei handelt es sich also um einen komplett unbedenklichen Zusatzstoff.
Süßungsmittel
Süßungsmittel lassen Stoffe süß schmecken. Sie sind dabei aber nicht immer ein Zucker.
Natriumcyclamat
Cyclamat ist, der Süße nach gereiht, der schwächste Süßstoff. Es ist lediglich 35-mal süßer als Zucker. Eine Kombination mit Saccharin ist häufig, da sich so die Süßkraft verstärkt. Cyclamat wird in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln, wie Sie wohl schon vermutet haben, als Süßungsmittel verwendet. Auch für Diabetiker ist Cyclamat geeignet.
Es trägt die E-Nummer E 952.
Verblüffend ist, dass Cyclamat seit 1970 in den USA verboten ist, in Europa aber in großen Mengen (bis zu 1000mg/kg) in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln erlaubt ist. Dieses frühe Verbot kommt von der Tatsache, dass Cyclamat mit der erhöhten Wahrscheinlichkeit von der Entstehung von Blasenkrebs verbunden wurde. Allerdings sind diese Erkenntnisse widersprüchlich.
Dieser Süßstoff ist daher mit Vorsicht zu genießen.
Saccharin
Saccharin ist der Zuckerersatzstoff, der am längsten bekannt und verwendet wird. Mit einer Süßkraft, die zwischen 300- und 700-mal so hoch wie die von Zucker ist, gehört es zu den süßesten Stoffen überhaupt. Es ist einer der am häufigsten verwendeten Süßstoffe überhaupt und bei für Diabetikerprodukten eingesetzt werden.
Die E-Nummer von Saccharin ist E 954.
Jedoch ist Saccharin kein ungefährlicher Stoff. So wurde nachgewiesen, dass es antibiotisch auf die Darmflora wirkt, und durch diese Veränderung Übergewicht und Diabetes bedingen kann. Auch steht es unter Verdacht, Alzheimer zu fördern.
Auch die Entstehung von Blasenkrebs könnte Saccharin eventuell begünstigen. Allerdings ist mit dieser Aussage Vorsicht geboten: Die bestätigenden Studien wurden größtenteils im Tierversuch mit Ratten durchgeführt. Ratten haben eine andere Urinzusammensetzung als Menschen. Auch waren die Dosen in besagten Studien teilweise extrem hoch, viel höher als man normal zu sich nimmt.
Dennoch ist Vorsicht geboten, die anderen Verdachte haben Berechtigung und brauchen weitere Forschung.
Sucralose
Auch Sucralose gehört zu den besonders süßen Stoffen: Es ist 500- bis 600-mal so süß wie Tafelzucker. Auch dieser Süßstoff ist für Diabetiker geeignet und hat, im Gegensatz zu anderen Vertretern, keinen unangenehmen Nachgeschmack.
Es trägt die E-Nummer E 955.
In Nahrungsergänzungsmitteln kommt es, wie andere Vertreter, häufig in Brausetabletten oder Pulver vor, die man im Mund zergehen lässt.
Wichtig zu beachten ist, dass Sucralose nicht erhitzt werden darf. Dadurch entstehen nämlich mitunter schädliche Chlorverbindungen. Dies wurde auch vom Bundesinstitut für Risikobewertung so empfohlen. Auch konnten einzelne Studien eine nachteilhafte Wirkung auf die Darmflora nachweisen; jedoch wurden diese Beweise auch widerlegt.
In der Umwelt macht der Süßstoff auch keine gute Figur: Es wird nur langsam abgebaut und reichert sich in Gewässern an. Wenn möglich, ist es vermutlich besser, ihn zu vermeiden.
Schmiermittel
Schmiermittel dienen dazu, industrielle Maschinen geschmiert zu halten, damit diese weniger fehler- und schadensanfällig sind.
Magnesiumsalz der Speisefettsäuren (Magnesiumstearat)
Magnesiumstearat ist eine Mischung aus einem Teil der Stearinfettsäure und Magnesium. Es wird schon lange und häufig in der Pharmazie in unterschiedlichsten Formulierungen eingesetzt.
Die E-Nummer E 470b bezeichnet Magnesiumstearat.
Es ist ein viel diskutierter und verschriener Stoff, zu dem einiges an Gerüchten aufgebracht wurden. Sehen wir uns hier die Aussagen, und worauf sie basieren, an.
- Magnesiumstearat schadet dem Immunsystem.
Diese Aussage basiert auf einer Studie, in der Stearinsäure und nicht Magnesiumstearat getestet wurde, und zwar in isolierten Mäuse-Immunzellen. Hier stimmen also weder der Stoff noch die Umgebung mit dem menschlichen Organismus überein. Obendrein wurde mit Konzentrationen gearbeitet, die niemals in einer dermaßen hohen Konzentration im Körper vorkommen können.
- Magnesiumstearat hemmt die Aufnahme von Wirkstoffen.
Zwar lösen sich in einer künstlichen Testumgebung Tabletten, die Magnesiumstearat beinhalten, tatsächlich langsamer in Magensäure auf, laut einer Studie. Jedoch konnte im Blut von Probanden in einer anderen Studie der Wirkstoff einwandfrei festgestellt werden.
Jedoch ist hier Vorsicht geboten: Die genannten Studien beziehen sich auf tatsächliche, pharmazeutische Wirkstoffe und nicht auf Mikronährstoffe. Hierzu gibt es keine Studien und es besteht die Möglichkeit, dass Magnesiumstearat tatsächlich die Aufnahme hemmt.
- Magnesiumstearat bildet einen schädlichen Biofilm.
Hierzu gibt es keinerlei Studien, dies ist lediglich eine Spekulation. Diese kommt vermutlich daher, dass Seifenschaum, der Stearate enthält, Ablagerungen und Biofilme in Abflussrohren bildet. Jedoch kann man den Darm kaum mit einem Abflussrohr vergleichen und, wiederum, eine derartig hohe Konzentration and Stearaten ist biologisch einfach nicht möglich.
- Magnesiumstearat enthält Pestizide und wird aus genmanipulierten Rohstoffen hergestellt.
Tatsächlich kann die Aussage über genmanipulierte Rohstoffe zutreffen, da Magnesiumstearat aus Baumwollsamen hergestellt wird. Eine Kennzeichnung ist nicht vorgesehen.
Bei Pestiziden sieht es jedoch anders aus. Magnesiumstearat ist ein hochreiner Stoff, in dem derartige Stoffe nicht mehr vorkommen können.
- Magnesiumstearat löst Allergien aus.
Diese Aussage bezieht sich auf einen Fall einer Frau, die auf Magnesiumstearat allergisch reagierte. Natürlich ist dies vollkommen möglich, jedoch fehlen hier empirische, großflächige Beweise. Jedoch kann JEDER Stoff Allergien auslösen. Das Immunsystem des Menschen ist hochkomplex und Fehler können auch hier immer passieren.
- Magnesiumstearat ist giftig.
Um sich mit dem Stoff zu vergiften, müsste man mindestens 2,5g/kg Körpergewicht an Magnesiumstearat verzehren. Dies ist praktisch nicht möglich, die Menge an Magnesiumstearat in Tabletten und ähnlichem liegt im mg-Bereich.
Natürlich ist es, trotz kritischem Blick auf die Gerüchte, dennoch immer schlauer, auf nicht notwendige Zusatzstoffe zu verzichten, zumal bei den Magnesiumstearaten die Frage der Aufnahmehemmung bei Mikronährstoffen nicht geklärt ist.
Verdickungsmittel
Carboxymethyl-Cellulose
Cellulose ist in den Zellwänden von Pflanzen zu finden und ist für den Menschen nicht verdaulich. Carboxymethyl-Cellulose wird durch eine Reaktion von einer Säure mit Cellulose hergestellt, womit sie für den Körper verarbeitbar wird.
Sie trägt die E-Nummer E 466.
Carboxymethyl-Cellulose wird vor allem verwendet, um die Konsistenz von Stoffen angenehmer zu gestalten, so findet sie sich oft in oral einzunehmenden Sticks oder Säften.
Im Tierversuch zeigte sich, dass diese Form der Cellulose Darmerkrankungen begünstigen kann und das Darmimmunsystem schwächen kann. Zwar sind, wie immer, die Ergebnisse nicht 1:1 auf den Menschen übertragbar, aber dennoch ist eine Vermeidung sicherlich sinnvoll.
Maltodextrin
Maltodextrin wird aus Stärke hergestellt. Es ist kein Reinstoff, sondern ein Gemisch aus unterschiedlichen Molekülen. Es wird nicht nur als Verdickungsmittel verwendet, sondern auch als Füllstoff, Konservierungsstoff und Stabilisator.
Maltodextrin wird mit der E-Nummer E 1400 gekennzeichnet.
Eine übermäßige Einnahme von Maltodextrin ist nicht empfehlenswert. Da es sich um einen Zucker handelt, kommt es somit oft zu Sodbrennen und Aufstoßen, sowie zu Blähungen. Auch die Kariesentstehung wird dadurch begünstigt.
Guarkernmehl
Dieser Stoff wird aus der Guarbohne hergestellt. Es wird auch als Stabilisator verwendet, neben seiner Funktion als Verdickungsmittel. Vor allem in Gelen wird es als Verdickungsmittel verwendet.
Es ist unter der E-Nummer E 412 zu finden.
Dieser Stoff ist leider problematisch. Unter anderem werden Saponine und allergene Eiweiße der Pflanze im Extraktionsprozess nicht komplett eliminiert. Daher kann Guarkernmehl die Entstehung von Allergien begünstigen.
Der Stoff kann vom Menschen nicht verdaut werden, jedoch spalten die Darmbakterien ihn teilweise zu Gasen, daher sind Blähungen häufig.
Jedoch gilt zu beachten, dass die genannten Probleme noch weiteren Nachforschungen bedürfen und mitunter widersprüchlich sind, nachdem eine Nachforschung der EFSA keinerlei Probleme feststellen konnte.
Xanthan
Auch Xanthan ist, wie Guarkernmehl, ein Stoff, der aus einer Pflanze extrahiert wird. Dank seiner hohen Quellfähigkeit wird es hauptsächlich als Verdickungsmittel verwendet, aber auch als Geliermittel.
Die E-Nummer von Xanthan ist E 415.
Zwar kann ein übermäßiger Verzehr von Xanthan abführend wirken, aber dennoch hat es einige Vorteile für die Gesundheit. Es senkt den Blutzuckerspiegel (in einer Studie mit Diabetikern beobachtet), reduziert Cholesterinwerte und beschleunigt die Sättigung. Jedoch wurden diese Effekte in alten Studien beobachtet und neuere Untersuchungen sind vonnöten.
Auch hier gilt: Studien finden Aussagen für das Für und Wider von Xanthan. Daher sollte man, sofern möglich, auch auf diesen Zusatzstoff verzichten!
Fazit
Zusatzstoffe, wenngleich auch oft nicht gefährlich, sind dennoch oft künstliche Stoffe, die man dem Körper besser nicht zuführen sollte. Egal, wie vorsichtig und gut informiert man ist, was man vermeiden kann, sollte man vermeiden. Zwar lassen sich Zusatzstoffe in manchen Präparaten nicht vermeiden – vor allem bei herkömmlichen Arzneimitteln, die mit hohem Durchsatz und nur maschinell hergestellt werden können. Aber dennoch macht es Sinn, wo immer möglich, ein Reinpräparat zu verwenden.
Also: Ein Griff zu zusatzstofffreien Präparaten lohnt sich jedenfalls!
Literatur
- Jäger, L et al.; Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen: Immunologie – Diagnostik – Therapie – Prophylaxe, 3. Auflage, Elsevier, Urban & Fischer, 2008
- Mario Pagliaro: Glycerol – The Renewable Platform Chemical, Elsevier, 2017
- Nelson; Cox; Lehninger Principles of Biochemistry (Fourth ed.), New York: W. H. Freeman, 2005.
- Montalto M et al.; Fructose, trehalose and sorbitol malabsorption, Eur Rev Med Pharmacol Sci (Review), 2013
- Hausman, SZ et al.; Futile xylitol cycle in Lactobacillus casei, Journal of bacteriology, 1984
- Winkler HC et al.; Critical review of the safety assessment of nano-structured silica additives in food, Journal of Nanobiotechnology, 2016
- EFSA Panel, Younes, M. et al.; Re-evaluation of silicon dioxide (E 551) as a food additive, EFSA Journal, Volume 16, Issue 1, 2018
- Frank H. Verhoff; Citric Acid, Ullmann’s Encyclopedia of Industrial Chemistry, 2005
- Safaraz K Niazi; Handbook of Pharmaceutical Manufacturing Formulations, CRC Press, 2016
- Eintrag zu E 500: Sodium hydrogenate carbonate in der Europäischen Datenbank für Lebensmittelzusatzstoffe
- Naomi Lubick: Artificial sweetener persists in the environment, ES&T Science News, 2008
- Tebbey, PW et al.; Molecular basis for the immunosuppressive action of stearic acid on T cells, Immunology, 1990
- Uzunović A et al.; Effect of magnesium stearate concentration on dissolution properties of ranitidine hydrochloride coated tablets, Bosn J Basic Med Sci, 2007
- Rekhi GS et al.; Evaluation of in vitro release rate and in vivo absorption characteristics of four metoprolol tartrate immediate-release tablet formulations, Pharm Dev Technol. 1997
- Eddington ND et al.; Identification of formulation and manufacturing variables that influence in vitro dissolution and in vivo bioavailability of propranolol hydrochloride tablets, Pharm Dev Technol, 1998
- Tammaro A et al.; Magnesium stearate: an underestimated allergen, J Biol Regul Homeost Agents, 2012
- Swidsinski, A et al.; Bacterial Overgrowth and Inflammation of Small Intestine After Carboxymethylcellulose Ingestion in Genetically Susceptible Mice, Inflammatory Bowel Diseases, 2017
- Sara Reardon: Food preservatives linked to obesity and gut disease, Nature, 2015
- Eintrag zu MALTODEXTRIN in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission
- EFSA Panel, Mortensen, A et al.; Re-evaluation of guar gum (E 412) as a food additive, EFSA Journal, Band 15, 2017
- Daly, J et al.; The effect of feeding xanthan gum on colonic function in man: correlation with in vitro determinants of bacterial breakdown, Br J Nutr. 1993
- Osilesi, D et al.; Use of xanthan gum in dietary management of diabetes mellitus, Am J Clin Nutr. 1985