Unser Alltag ist oft hektisch und stressig. Nicht selten kann es aus diesem Grund passieren, dass wir abends unzufrieden und mit einem Gefühl von Rastlosigkeit auf den Tag zurückblicken, selbst wenn wir anscheinend viel „geschafft“ haben.
Im Zeitalter der digitalen Vernetzung und des Social Media scheint diese Unruhe sogar noch zuzunehmen. Durch die ständige Erreichbarkeit und Vielzahl an Möglichkeiten für Information und Unterhaltung, werden die Grenzen zwischen innen und außen, beruflich und privat, Freizeit und Arbeit immer mehr aufgeweicht – eine Situation, die nicht gerade zu unserer Entspannung beiträgt.
Wir fragen uns dann: Woher kommt diese Unruhe? Und wie können wir wieder zur inneren Ruhe und Gelassenheit zurückfinden?
In diesem Artikel möchte ich genau diese Fragen beantworten. Dazu gehe ich zunächst auf den Begriff der inneren Ruhe ein und gebe einen Überblick über die Vorteile eines Lebensstils, der davon geprägt ist. Außerdem finden Sie eine Liste mit Dingen, die unsere innere Ruhe stören, und Tipps für mögliche „Soforthilfe-Maßnahmen“ bei innerer Unruhe, Rastlosigkeit und Anspannung. Zum Abschluss finden Sie Schritte für eine Gestaltung von einer Ruhezeit im Alltag und wie Sie Dinge, die Sie nicht ändern können, loslassen – und so Frieden finden.
Innere Ruhe – Was das ist und welche Vorteile sie hat
Innere Ruhe ist ein Zustand von Frieden, Gelassenheit und Ausgeglichenheit, dem sprichwörtlichen „inneren Gleichgewicht“.
Sie ist zudem das Gegenteil oder die Abwesenheit von vorübergehenden Zuständen wie Nervosität, Stress oder Ängstlichkeit oder langanhaltender innerer Unruhe aufgrund von Überforderung und chronischem Stress.
Sie kann aber auch für eine gelungene Selbstbeherrschung und Impulskontrolle stehen, z.B. in Fällen, in denen andere bereits gereizt oder ärgerlich reagieren würden. Wenn das gelingt, stellt sich ein Gefühl von Ausgeglichenheit, Fokus und Entspannung ein.
In diesem Zustand sind wir dazu fähig, auch in herausfordernden Situationen, die Ruhe zu bewahren und trotz äußerlichem Chaos im Innen, im Geist ausgeglichen zu bleiben. Dadurch verbessert sich das allgemeine Wohlbefinden und unsere Lebensqualität maßgeblich.
Wir bleiben außerdem fokussierter auf das Positive in unserem Leben, sind dankbarer und zufriedener, behalten auch in schwierigen Zeiten einen klaren Kopf und sind damit besser fähig, reflektierte, langfristig ausgelegte Entscheidungen zu treffen.
Zudem sind zahlreiche positive Effekte der inneren Ruhe auf die emotionale und psychische Gesundheit belegt, wie z.B. eine steigende Frustrationstoleranz und Konzentrationsfähigkeit, sowie eine bessere allgemeine Leistungsfähigkeit und höheres Wohlbefinden.
10 Dinge, die unsere innere Ruhe stören
Um in die innere Ruhe zu kommen, hilft es, zunächst einen Blick darauf zu werfen, was uns davon abhält, in diesen Zustand zu kommen. Welche sind Dinge, die Sie unruhig, nervös und angespannt sein lassen? Die folgende Liste kann ein erster Anstoß für eine erste Selbstreflexion geben:
- Vergleichen mit anderen, Drang zur Selbstoptimierung
- Negative Glaubenssätze, Perfektionismus, (zu) hohe Erwartungen an sich selbst
- Sorgen, Grübeln
- Unterdrückte negative Gefühle wie Wut, Enttäuschung und Trauer
- Wiederkehrender, chronischer Stress durch Überforderung, Reizüberflutung
- Nicht „Nein“ sagen können
- Offene Konflikte, Vorwürfe an sich selbst, Festhalten an Vergangenem, Dinge nicht vergeben
- Ständige Erreichbarkeit, einen großen Teil vom Tag am Handy, auf Social Media
- Weltschmerz hervorgerufen durch globale Probleme oder Krisen
- Fehlender Sinn im Leben
Möglicherweise stellen Sie gerade fest, dass einige der genannten Punkte auf Sie zutreffen und Sie vielleicht sogar schon länger begleiten und umtreiben.
Dies kommt wahrscheinlich daher, dass die bevorzugte, oft verwendete Strategie im Umgang mit innerer Unruhe ist, unsere To-Do-Liste weiter abzuarbeiten und anstehende Aufgaben zu erledigen. Wir sagen uns dabei „Ich muss zuerst dieses und jenes erledigen, dann habe ich Frieden.“
Stattdessen sollten wir uns fragen, was uns gerade noch davon abhält, Frieden zu haben und das zuerst ausräumen. Unser erster Fokus sollte also darauf liegen, innerlich zur Ruhe zu kommen, dann wird auch alles andere seinen Platz finden. Denn: Prioritäten ordnen sich in Zeiten von Ruhe und wir gewinnen dadurch an Lebensqualität.
Hilfreiche Tipps zur Soforthilfe
Wenn Sie gerade in Situationen stecken, die Sie innerlich unruhig machen und Sie umtreiben, können folgende Tipps als „Soforthilfe-Maßnahmen“ hilfreich sein:
- Bei Nervosität oder Prüfungsangst: Imagination eines sicheren Ortes, Bewusstes Atmen
- Entspannungsmethoden und Meditation: Im Hier und Jetzt ankommen
- Sport und ausreichend Bewegung zum Ausgleich
- In die Natur, an die frische Luft gehen
- Fokus auf das Positive: Dankbarkeitstagebuch führen
- Entscheidungen treffen, nicht aufschieben
- Routinen und klare Strukturen im Alltag schaffen
- Ausreichend schlafen
- Auf die Ernährung achten: Koffein und Alkohol-Konsum einschränken oder ganz weglassen. Tees trinken, viel frisches Obst und Gemüse essen (Inhaltsstoffe wichtig zur Bildung von Serotonin)
- Social Media Detox: z.B. einen halben Tag aufs Handy verzichten
Ruhezeiten sinnvoll gestalten
In unserem Alltag ist es wichtig, uns immer wieder Zeiten zu nehmen, in denen wir ganz zur Ruhe kommen und bei uns ankommen können.
Folgende fünf Schritte können Ihnen dabei als kleine Anleitung dienen:
- Sich selbst reflektieren: z.B. mit Fragen wie „Was tut mir gut? Wie komme ich runter? Wie kann ich ins Sein kommen, ganz bei mir ankommen?“ Die Antworten sind wahrscheinlich ganz individuell. Überlegen Sie auch Gründe, die Sie daran hindern, ins Sein zu kommen (z.B.: Für andere da sein müssen, Stress, Ängste). In Zeiten von innerer Ruhe kommen Gedanken normalerweise automatisch hoch und die Reflexion fällt leicht.
- Sich wieder sammeln: Wenn Ihnen Ihre Gedanken zu viel oder zu durcheinander werden, kehren Sie zu Ihrer Ausgangsfrage zurück. Dafür ist es wichtig, dass Ihre Gedanken fließen können. Gehen Sie z.B. spazieren, schauen Sie ins Weite schauen oder entspannen Sie am Kamin oder bei einem Bad.
- Sich innerlich ordnen: Sie werden merken, dass wenn Sie länger darüber nachdenken und Ihre Gedanken da sein lassen und akzeptieren, alles wie von allein eine Ordnung kommt und eine innere Sammlung möglich wird.
- Froh und dankbar sein: Wenn Sie eine innere Haltung der Dankbarkeit einüben, stellt sich der Genuss fast von selbst ein. Sie werden ein Gefühl von innerer Akzeptanz und Stimmigkeit bekommen – die Basis für innere Ruhe.
- Der Stille nachspüren: In dieser Phase von Ruhe melden sich wahrscheinlich direkt wieder (basale) Bedürfnisse. Geben Sie denen nicht direkt nach, sondern bleiben Sie noch kurz und spüren Sie der Ruhe und Gelassenheit nach. Seien Sie dankbar. Kommen Sie ins Genießen.
Am besten wäre es, wenn es Ihnen gelingt, eine solche Ruhezeit täglich zu nehmen. Sollte das nicht möglich sein, versuchen Sie sich wenigstens jeden zweiten Tag Zeit dafür zu nehmen.
Bedenken Sie: Diese Zeit wird Ihnen nur selten einfach so zufallen, da andere Dinge oft zuerst einmal wichtiger und dringender erscheinen. Halten Sie sich deshalb aktiv eine Zeit dafür frei und geben Sie dem eine hohe Priorität! Sie werden sehen, dass die äußere Ruhezeit ein wahrer „Booster“ für Ihre innere Ruhe sein wird.
Prozess des Loslassens
Manchmal gibt es Dinge im Leben, die bringen uns immer wieder zur Verzweiflung, bereiten uns Kopfzerbrechen und so manche schlaflose Nacht – und doch können wir sie nicht einfach loswerden. Dies kann z.B. eine Krankheit sein, die Sie begleitet, eine schwierige Beziehung, ein Lebensweg, den Sie geplant hatten und der gescheitert ist oder einfach eine stressige Situation, aus der Sie nicht so schnell rauskommen etc.
Damit uns solche Dinge nicht immer wieder und ständig aufreiben und so davon abhalten, in unsere innere Ruhe zu finden, gibt es nur einen Weg: Wir müssen Sie innerlich loslassen und akzeptieren. Dieser Prozess mag für manche leicht sein oder sehr schwer ausfallen – abhängig von der Persönlichkeit, aber auch der Situation. Ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des Loslassens und mögliche Schritte der Umsetzung kann hier eine große Hilfe sein, es anzugehen.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die Schritte des Loslassens. Diese sind:
- Akzeptanz: Die Dinge, die wir nicht so wollten und nie so geplant haben, wo wir jetzt aber drinstecken, müssen wir im ersten Schritt einfach nur aushalten.
- Passives Annehmen: Legen Sie die innere Rebellion gegen die Situation ab. Sie kostet nur unnötig viel Kraft und Energie. Versuchen Sie die Situation so zu akzeptieren, wie Sie ist. Nutzen Sie die Kraft der Gedanken und lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit und den inneren Fokus auf etwas Leichtes, auf Ihre Erfolge, auf die kleinen Dinge, für die Sie dankbar sind.
- Aktive Zustimmung: Schöpfen Sie Kraft aus der Ruhe, die entsteht. Richten Sie Ihren Fokus neu aus und schmieden Sie neue, alternative Zukunftspläne. Vielleicht ist es Ihnen irgendwann möglich, zurückzublicken und zu erkennen: Diese Krise hat mich wachsen lassen und mich zu anderen, guten Entscheidungen geführt.
Wichtig ist bei all diesen Schritten des Loslassens, dass Sie Ihre Bedürfnisse nicht negieren oder verdrängen. Um bestimmte Dinge zu kämpfen, ist erstmal positiv und eine wichtige Eigenschaft. Bleiben Sie dabei aber realistisch und versuchen Sie nicht mit dem Kopf durch die Wand zu gehen oder sich in etwas zu „verbeißen“. Dazu gehört, auch einzusehen, dass etwas nicht möglich ist und das zu akzeptieren – z.B. dann, wenn Sie es bereits auf viele verschiedene Arten ohne Erfolg probiert haben.
Die Fähigkeit, loszulassen, diese innere Flexibilität ist eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt der inneren Ruhe. Auf diese Weise können Sie Ereignisse der Vergangenheit hinter sich lassen und mit Gelassenheit und neuem Mut in die Zukunft blicken.
Fazit
Innere Ruhe und Gelassenheit zu finden, hat viele Vorteile und verbessert unsere Lebensqualität in hohem Maße.
Meiden Sie dafür, wenn möglich, Dinge, die Sie dabei stören, oder versuchen Sie, diese auszuräumen. Eventuell finden Sie auch unter den Soforthilfe-Maßnahmen Denkanstöße für neue Möglichkeiten, in Ihrem Leben innerlich ruhig und gelassener zu werden.
Besonders wichtig ist es, dass Sie sich, wenn möglich, täglich eine Ruhezeit einräumen und gönnen. Denn wie schon Arthur Schopenhauer wusste:
„Wenn dein Leben schwer geworden ist, denk nur einen Tag in Ruhe über dich nach. Das wird dir mehr einbringen als ein ganzes Jahr einfach nur weiterzumachen.“
Akzeptieren Sie außerdem die Dinge, die Sie nicht ändern können, und lassen Sie diese los. Das ist eine wichtige Voraussetzung für inneren Frieden und eröffnet neue Perspektiven auf Vergangenes und die Zukunft.
Für all das wünsche ich Ihnen viel Erfolg und alles Gute!