Allein zu sein, bedeutet nicht gleich einsam zu sein. Einsamkeit ist ein, über einen längeren Zeitraum, ausgeprägte, intensive Mangel an Nähe zu anderen Personen. Allein zu sein heißt jedoch nur, dass sie räumlich von anderen Personen getrennt sind.
Einsamkeit ist also das intensive Vermissen von sozialen Kontakten. Es fehlt Anerkennung, Zuneigung, Beachtung, Wertschätzung und Bestätigung von anderen Menschen.
Einsamkeit entwickelt sich nicht zwingend, durch wenig Kontakt zu Anderen. Es ist auch absolut in Ordnung, wenn es Ihnen gut dabei geht, wenige Menschen zu sehen.
Wie entsteht Einsamkeit?
Es gibt viele unterschiedliche Ursachen für Einsamkeit. Das Empfinden für die Schwere dieser, ist subjektiv:
- Schwierige Lebensphasen: Trennungen, Angehörige versterben, Pubertät, Umzug oder berufliche Neuorientierung.
- Erkrankungen: Chronische Krankheiten, Depressionen, Krebs, usw.
- Alleinsein: Allein zu wohnen kann für Menschen, die ungern niemanden um sich haben auf lange Sicht ein Problem werden.
- Arbeitslosigkeit bzw. Pensionierung: Im Job haben wir täglich Kontakt zu anderen Menschen. Fällt das weg, ist es eine Umstellung die bewältigt gehört.
- Sonderfälle: Die globale Pandemie der letzten Zeit war für viele Personen ein Härtetest. Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbot zwingt viele Menschen gerade zum Alleinsein.
Wie macht sich Einsamkeit bemerkbar?
Je nach Charakter des Betroffenen macht sich dieses Gefühl unterschiedlich bemerkbar.
Einsamkeit kann eine der quälendsten Zustände unseres Lebens sein. Wohingegen es auch Menschen gibt, die trotz stetigem Alleinsein keine starken Einsamkeitsgefühle bekommen. Das macht diesen Zustand zu einem sehr subjektiven Empfinden. Es gibt keine Regeln, wonach man als Individuum einsam sein müsste. Selbst mit stetigen sozialen Kontakten zu Familie, Arbeit, Schulen, usw. ist es nicht unmöglich sich einsam zu fühlen.
Chronische Einsamkeit ist eine Gefahr, die es zu vermeiden gilt, weil sich hierdurch ein erhöhtes Risiko folgender Krankheiten niederschlägt: Depressionen, Demenz, Schlafstörung, Suizidgedanken, Angststörung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen können eine Folge davon sein.
Um es nicht so weit kommen zu lassen, haben wir ein paar Selbsthilfe Tipps aufgelistet. Sollten Sie mit unseren Ratschlägen keine Erfolge erzielen, schrecken Sie nicht davor zurück sich Fachärztliche Hilfe zu holen. In einer Gesprächstherapie kann sich direkt auf Sie eingestellt und somit ein maßgeschneidertes Programm angeboten werden.
Einsamkeit in 3 Schritten für sich nutzen
1. Akzeptieren Sie Ihr Inneres, und Ihre Einsamkeit.
Lernen Sie sich in diesen Zeiten besser selbst kennen. Wo kommen die Gefühle her? Kann ich sie nachvollziehen?
Legen Sie die Einstellung ab, dass Ihre Gedanken Ihr Feind sind. Versuchen Sie Ihre Gedanken zu akzeptieren und etwas Positives daraus zu ziehen. Zum Beispiel kann eine einsame Phase auch gut sein. Man kann tun was man möchte, wird dabei von niemandem gestört und vollkommen in Ruhe gelassen. Man kann ohne Rücksicht auf andere Bedürfnisse seinen eigenen Interessen nachgehen.
2. Nutzen Sie Einsamkeit als die Chance, die Ihnen geboten wird.
Nur die Negativität macht solche Phasen problematisch und schwierig auszuhalten. Wenn Sie es schaffen, Ihre Ansichten auf das Positive zu kanalisieren, können solche Phasen ertragreich sein. Sie wollten schon immer mal ein Instrument lernen, oder eine Reihe dicker Bücher in absoluter Ruhe lesen? Das ist Ihre Chance!
3. Beginnen Sie die Einsamkeit lieben zu lernen.
Wenn Sie die ersten beiden Schritte absolviert haben, dürfte Ihnen dieser Schritt nicht mehr allzu schwerfallen. Werden Sie sich bewusst, welche großartigen Möglichkeiten Ihnen die Einsamkeit bietet. Nutzen Sie die Tiefe in der Ruhe. Im Vergleich zu Menschen, die nie einsam sind, kann man ein tieferes Verständnis von vielen Lebenssituationen schaffen.
Durch diese neuen Denkansätze entwickeln Sie sich weiter und bleiben ein reflektierter, offener Mensch. Sie werden sich selbst und Ihre Umwelt besser verstehen lernen als je zuvor. Das ist ein Vorteil den Personen, die ein sehr soziales Leben führen, nicht haben.
Einsamkeit überwinden
Wenn Sie die Einsamkeit als nicht zu verachtenden Teil von Ihnen angenommen haben, sind sie bereit diese zu überwinden:
- Bemühen Sie sich um einen strukturierten Tagesablauf. Stehen Sie zu geregelten Zeiten auf und gehen Sie auch zu fixen Zeiten zu Bett. Das ist vor allem wichtig, weil besonders lange Nächte oft eine melancholischere Seite an uns hervorrufen, die Einsamkeitsgefühle nur unnötig verstärken.
- Gehen Sie es langsam an. Niemand drängt Sie dazu mit anderen Menschen intensiven Kontakt aufzunehmen. Es ist aber ein wichtiger Schritt, sich langsam wieder anzunähern. Rufen Sie Bekanntschaften, Freunde oder Familienmitglieder an, mit denen Sie lange keinen Kontakt mehr hatten. Durch die neuen virtuellen Möglichkeiten können Sie auch noch langsamer treten, falls Ihnen telefonieren zu schnell geht. Sie könnten sich für einen Online-Abend verabreden, oder einfach nur miteinander chatten. Wichtig ist nur, dass Sie virtuelle Kontakte als langsamen Einstieg nutzen und nicht als Ersatz zu realen Treffen. Selbst wenn es sich für den Moment anfühlt als wären Internet-Kontakte echte Freunde, so kann dies früher oder später für ein Böses Erwachen sorgen. Die Gefahr für eine Vereinsamung ist durch reine Internet-Kontakte sehr hoch!
- Singen oder pfeifen Sie vor sich hin. Bringen Sie Schwung in den eintönigen Alltag. Hören Sie laut Ihre Lieblingsmusik und genießen Sie es. Podcasts sind auch eine Möglichkeit, stets Gesprächen über interessanten Themen zuhören zu können. Diese gibt es mittlerweile zu beinahe jedem Interessensgebiet, dass Sie sich vorstellen können.
- Gebete oder Meditation kann helfen Einsamkeit zu überwinden. Lassen Sie sich von einem Meditationstrainer (von einem Video oder vor Ort) anweisen, wie Sie das meiste aus Ihrer Meditation herausholen können.
- Werden Sie sportlich aktiv. Bewegung führt dazu, dass Sie sich besser fühlen und hilft sogar bei Depressionen. Außerdem haben Sie hier auch die Möglichkeit auf natürliche Art und Weise neue Leute kennen zu lernen.
- Sprechen Sie mit jemandem dem Sie vollkommen vertrauen offen über Ihre Gefühle. Es tut wahnsinnig gut seine Gedanken auszusprechen, wenn uns jemand dabei zuhört. Sollten Sie niemanden hierfür haben, aber das Bedürfnis empfinden, empfiehlt sich eine Psychotherapie.
- Man ist nicht der einzige Mensch, der einsam ist. Man muss diese negativen Gefühle nicht allein tragen. Teilen Sie sich mit.
Was es zu vermeiden gilt:
- Vernachlässigen Sie Ihre Hygiene nicht, auch wenn Sie in keinen Kontakt mit anderen Personen treten. Sie fühlen sich frisch geduscht und gekleidet besser und haben mehr Energie für den Tag.
- Trotz mancher Empfehlungen sich gegen Einsamkeit ein Haustier anzuschaffen, würden wir absolut davon abraten, das nur aus diesem Grund zu tun. Bedenken Sie, dass ein Tier nicht nur zur eigenen Laune beiträgt, sondern auch eigene Bedürfnisse hat, die den Ihren vielleicht nicht entsprechen. So sehr man den Hund oder die Katze dann auch liebt, es wird keine menschliche Zuneigung ersetzen. Wenn dieser Ersatz das Ziel des Kaufes ist, werden Sie schlussendlich keine Probleme lösen. In der Erziehung des Tieres könnte dann außerdem einiges falsch laufen, da das Tier zu sehr wie ein Mensch behandelt werden könnte. Tierkäufe sollten stets gut überlegt und abgewogen sein, denn Sie begleiten uns für viele Jahre, nicht “nur“ für einsame Phasen.
- Vergleichen Sie sich nicht. Ein Mitgrund für das Einsamkeitsgefühl kann auch sein, dass man sich zu sehr mit Menschen vergleicht, die sozial anerkannt sind und vermeintlich von allen geliebt werden. Es ist nicht sinnvoll einen Vergleich zu ziehen, obwohl man nicht alle Variablen kennt. Sie wissen nicht, wie es der Person, mit der Sie sich vergleichen, geht wenn sie alleine zuhause ist. Stehen Sie zu sich selbst.
Einsamkeit im gehobenen Alter verhindern
Sehr häufig haben ältere Personen ein Problem mit Vereinsamung. Körperliche Einschränkungen und Krankheiten beeinträchtigen grundsätzlich, wodurch die Sozialisierung eine noch größere Überwindung ist als sonst schon. Durch den immer kleiner werdenden Freundes- und Familienkreis kann ein solches Gefühl schnell eintreten.
Weiters führt eine immer größer werdende soziale Barriere, die es schwieriger macht neue Kontakte zu schließen, zu einer schwierigen Aufgabe. Die guten Nachrichten hierbei sind aber, diese Aufgabe ist lösbar:
- Es mag zwar auf der Hand liegen, aber Seniorentreffs sind eine gute Möglichkeit, um neue Kontakte zu schließen und diese in weiterer Folge zu pflegen. Geben Sie ihr eine Chance. Falls das nichts für Sie ist, probieren Sie es mit einem neuen Hobby und treten dort vielleicht einem Verein bei.
- Warten Sie nicht darauf, aktiv in das Leben Ihrer Kinder eingebunden zu werden, beteiligen Sie sich selbst daran. Menschen neigen im stressigen Alltag dazu, auf die wirklich wichtigen Dinge und Personen zu vergessen. Das ist nichts, was es persönlich zu nehmen gilt. Helfen Sie Ihnen dabei, indem Sie zum Hörer greifen, Besuche, Ausflüge, oder ähnliche Aktivitäten zu planen. Häufig haben ältere Personen das Gefühl jüngere Personen zu belästigen und Ihnen die Zeit zu rauben: Versuchen Sie hierbei an Ihrer Einstellung zu arbeiten, denn dem ist nicht so.
- Bleiben Sie über digitale Nachrichtendienste im Kontakt mit Freunden und Familie. Durch Smartphones ist es einfacher als je zuvor möglich, sich Bilder oder Videos von Erlebnissen zu schicken. Sieht man das Erlebte von wichtigen Personen, so hat man eher das Gefühl daran teilgenommen zu haben. Außerdem ist auch Videotelefonie möglich. Stellen Sie sich ihr Telefon gegenüber auf den Esstisch und essen Sie gemeinsam mit Ihren Liebsten, die leider gerade nicht hier sein können.
- Werden Sie in einem Bereich, den Sie für wichtig erachten, ehrenamtlich tätig. Hier gibt es viele Möglichkeiten für Pensionisten, die Ihnen viel positive Energie zurückgeben kann.
- Bilden Sie sich weiter. Dass man nie ausgelernt hat, ist mehr als ein Spruch. Setzten Sie Ihn in die Tat um und sie werden bemerken, dass es sich positiv auf Sie auswirken wird.
Mit diesen Methoden ist es möglich sich neu auszurichten und seine Ziele neu zu stecken. Stehen Sie zu sich selbst, hören Sie aber auch nicht auf an sich zu arbeiten. Sollten Sie das Gefühl haben auf der Stelle zu treten und nicht weiterzukommen, holen Sie sich Hilfe. Denn dieses Gefühl müssen Sie nicht haben, man kann daran arbeiten.
Und vergessen Sie nicht, sie sind nicht allein: Wenn sich alle einsamen Menschen treffen würden, müsste niemand mehr einsam sein.