Achtsamkeit ist ein immer populärer werdender Begriff und derzeit in aller Munde. Es gibt viele Forschungen dazu, wie Achtsamkeit unsere psychische und körperliche Gesundheit positiv beeinflussen kann. Achtsamkeitsübungen sind auch immer häufiger Teil von therapeutischen Angeboten.
Aber was hat es eigentlich mit dem Begriff auf sich? Was kann ich dafür tun und wie merke ich, dass ich (gerade) achtsam bin? Staunen und Dankbarkeit sind dabei zwei Komponenten, die besonders auf eine achtsame, wache Lebenshaltung hindeuten. Deshalb werden wir im folgendem Artikel darauf im Besonderen eingehen. Zum Abschluss bekommen Sie außerdem ein paar Tipps an die Hand, wie Sie sich selbst im Staunen und in der Dankbarkeit einüben können, um ein achtsames Leben zu führen.
Achtsamkeit – Was ist das?
Achtsamkeit (im Englischen mindfulness) meint einen Zustand von Bewusstseinsklarheit und Geistesgegenwart, eine Wachheit im Wahrnehmen der Umwelt und des eigenen Innenlebens, ohne diese direkt zu bewerten. Es handelt sich also um eine Form der Aufmerksamkeit, die absichtsvoll gelenkt wird auf Geschehnisse im Hier und Jetzt.
Im Unterschied zur Konzentration geht es dabei aber um eine Offenheit der gesamten Umwelt gegenüber, statt nur auf einen kleinen Teilbereich.
Bekannt geworden ist die Achtsamkeit als Teil von verschiedenen Psychotherapiemethoden und von Meditation. Viele Menschen praktizieren sie heute aber auch in ihrem Alltag.
Was sind Effekte von Achtsamkeit?
Bei einer langfristigen Einübung in die Achtsamkeit kann sie viele positive Aspekte entfalten. Studien konnten zeigen, dass sie vor allem positive Effekte auf die psychische Gesundheit hat.
Unter anderem zeigten Menschen, die regelmäßig Achtsamkeitstrainings machen:
- eine bessere Stimmung,
- eine höhere allgemeine Lebenszufriedenheit und
- eine verbesserte Emotionsregulation (d.h. sie konnten ihre Gefühle besser benennen und zeigen).
Achtsamkeit zeigt in der Folge davon zusätzliche positive Effekte, beispielsweise:
- Sie beugt Depressionen und Ängsten vor,
- macht resilienter gegen Stress,
- steigert die emotionale Intelligenz und
- verbessert die Konzentrationsfähigkeit.
Im Folgenden wollen wir auf zwei Komponenten von einer achtsamen Grundhaltung eingehen: auf Staunen bzw. Faszination und auf Dankbarkeit. Wie diese genau mit Achtsamkeit in Verbindung stehen und was wir tun können, um uns darin einzuüben, erfahren Sie, wenn Sie weiterlesen.
Staunen oder Faszination
Von etwas fasziniert zu sein bedeutet starkes Interesse daran zu haben oder davon angezogen zu sein. Der Begriff leitet sich ab vom lateinischen fascinare, was in etwa „verhexen“ bedeutet. Faszination oder Staunen ist deshalb stark zu Achtsamkeit verwandt, weil wir ganz im Moment ankommen, wenn wir von etwas fasziniert sind. Andere Gedanken treten dabei ganz in den Hintergrund, weil wir etwas aus einer Neugier heraus in allen Details betrachten und uns dabei ganz darauf einlassen.
Gleichzeitig bemerken wir, wenn wir von etwas fasziniert sind, dass es etwas Größeres gibt als uns, etwas, das uns übersteigt. In den kleinen Details bemerken wir, wie großartig die Welt ist. Wir treten innerlich zurück in einer Art Ehrfurcht vor der Schönheit der einfachsten Dinge, z.B. eines Blattes oder Steines etc. Dabei kommen andere Gefühle wie Begeisterung und Freude auf.
Menschen, die schnell fasziniert sind und sich begeistern lassen, sind von ihrer Persönlichkeit her sehr offen, extravertiert und gehen Impulsen schnell nach, ohne groß zu überlegen.
Das Gegenteil von Faszination ist (im negativen) Interesselosigkeit oder (im positiven) Gleichmut und Ruhe.
Das Gute ist: Faszination können wir in uns fördern. Am Ende des Artikels finden Sie ein paar Tipps, wie Sie das genau tun können.
Dankbarkeit
Dankbarkeit ist eine Haltung, die der Faszination in gewissem Maße folgt oder nachgeordnet ist. Sind wir von etwas begeistert oder fasziniert (z.B. von einem Menschen oder einer Sache) wollen wir dem Ausdruck verleihen. Wir möchten die Freude darüber mitteilen und uns bei dem Urheber bedanken -sofern es einen gibt.
Gläubige Menschen richten ihren Dank für die Schönheit der Schöpfung oder positive Wendungen in ihrem Leben, für die nicht nur andere Menschen verantwortlich sind, dann an Gott.
Dankbarkeit steht wieder in engem Zusammenhang zur Achtsamkeit, da wir bei beiden Haltungen das wertschätzen, was gerade da ist. Viele Achtsamkeitstrainings versuchen in dem, der diese Techniken und Übungen praktiziert, ein Gefühl von Dankbarkeit zu erwecken für die Güte und Zuwendung anderer und der Umwelt/Schöpfung an ihnen.
Dankgefühle empfinden wir – anders als die Dankesschuld – aus uns heraus und gewissermaßen freiwillig, ohne uns dazu verpflichtet zu fühlen. Im Zuge dessen verstärken wiederum die Menschen, denen wir unsere Dankbarkeit ausdrücken, ihr eigenes soziales Verhalten uns und auch anderen gegenüber. Die ausgesprochene Anerkennung und Dankbarkeit hat also das Potential, wie eine Art „Verstärker der Positivität“ zu wirken.
Dankbarkeit wurde bereits früh studiert. Zunächst hauptsächlich aus religiös motivierten Haltungen heraus (z.B. Abhandlungen des Christentums, des Judentums oder des Islam zum Thema Dankbarkeit), später auch als Teil psychologischer Studien, im Zuge der Positiven Psychologie.
Hier zeigten sich folgende positive Effekte der Dankbarkeit auf das Leben der Menschen:
- Dankbare Menschen waren insgesamt glücklicher,
- weniger depressiv und
- zufriedener mit ihrem Leben und anderen und
- hatten ihre Umgebung, ihre persönliche Entwicklung, ihren empfundenen Lebenssinn und ihr Selbstwertgefühl besser unter Kontrolle.
Zudem gingen sie ihre Probleme konstruktiv an, zum Beispiel:
- Sie nahmen weniger Drogen,
- baten andere mehr um Hilfe,
- verdrängten Probleme und negative Gefühle weniger und
- planten besser.
Die sich daraus ergebenden positiven Effekte auf die psychische Gesundheit sind gut belegt. Dankbarkeit gilt als Charakterzug mit den stärksten positiven Zusammenhängen auf die psychische Gesundheit.
Und auch hier ist wiederum die gute Nachricht: Dankbarkeit kann man einüben! Auch Sie können, wenn Sie möchten, ein denkbarer Mensch werden und damit Ihr Wohlbefinden steigern.
Im Folgenden haben wir dafür einige Tipps für Sie zusammengestellt, wie Sie eine Haltung der Dankbarkeit und des Staunens in Ihnen kultivieren können.
7 Tipps, um Staunen und Dankbarkeit zu fördern
Staunen können wir in uns fördern, indem:
- wir uns vornehmen, uns auf die Schöpfung und alles um uns herum einzulassen, also eine offene Haltung in uns kultivieren. Dabei geht es auch darum, sich die Zeit dafür zu nehmen und eine bewusste Entscheidung dafür zu treffen, Dinge „an sich heranzulassen“ statt wie oft üblich mit einem Tunnelblick durch die Welt zu gehen.
- wir unsere Sinne für unsere Umgebung schärfen. Wenn wir uns bewusst darin einüben wollen, hilft es, die Eindrücke der Sinne (z.B. sehen, hören, spüren) einer Sache gegenüber nacheinander durchzugehen.
- wir still werden und zur Ruhe kommen. Erst in einer Phase von innerer und äußerer Stille können wir uns ganz auf neue Eindrücke und unsere Sinneswahrnehmung konzentrieren. Auch Atemübungen können helfen, ganz im Moment anzukommen, um dann unsere Wahrnehmung nach außen zu richten.
- wir einen Blick fürs Detail zulassen, d.h. die Dinge, die uns begegnen, in aller Ruhe in ihren Einzelheiten und ihrer Schönheit auf uns wirken lassen. Das erweckt ein Gefühl der Ehrfurcht in uns, weil wir in den kleinsten Details bereits so viel entdecken können, was uns staunen lässt.
Dankbarkeit können wir lernen, indem wir:
- uns vornehmen, beispielsweise am Ende des Tages unsere Begegnungen zu reflektieren und (schriftlich) festzuhalten, wofür wir konkret dankbar sind. Du kannst dir auch vornehmen, eine Liste zu führen und immer wieder zu ergänzen. Fällt es dir schwer, etwas zu finden, wofür du dankbar bist, nimm dir vor, zumindest drei Dinge zu finden.
- unsere Aufmerksamkeit auf das Gute um uns herum zu lenken statt (nur) auf das Schlechte. Zunächst kann das etwas schwer fallen, da wir daran gewöhnt sind, mehr über unsere Sorgen oder Dinge nachzudenken, die uns ärgern oder traurig machen. Mit der Zeit wird es aber leichter werden, weil wir unser Gehirn darin trainieren können.
- unseren Dank und unsere Wertschätzung verstärkt aussprechen und andere Menschen damit ermutigen und etwas Gutes tun. Auf diese Weise kann Dankbarkeit zum Verstärker der Positivität werden und die Stimmung in und um uns zum Positiven verändern.
Fazit
Staunen und Dankbarkeit sind zwei wichtige Grundhaltungen eines achtsamen Lebens, die wir einüben und in uns fördern können.
Sie steigern unser Wohlbefinden, unsere Lebenszufriedenheit und psychische Gesundheit. In der Folge nehmen zudem unser Feingefühl und unsere Achtsamkeit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen gegenüber zu, was sich positiv auf unser soziales Leben und unser Miteinander auswirken kann.
Deshalb: Probieren Sie es aus! Es zahlt sich aus.