Wie Psyche und Darm zusammenspielen
Wenn Sie sich oft fragen, weshalb Sie ohne erkennbare äußere Gründe erschöpft, traurig oder gereizt sind, haben Sie möglicherweise eine gestörte Darmflora. Denn Angst, Stress, innere Unruhe bis hin zu schweren Depressionen können durch den Darm verursacht und gefördert werden. Im folgenden Artikel erfahren Sie, wie Psyche und Darm zusammenspielen und was Sie tun können, um Ihre psychische Gesundheit zu unterstützen.
Die Wechselwirkung von Psyche und Darm
Psychische Beschwerden werden nicht nur durch traumatische Lebenserfahrungen, Verluste oder Burnout ausgelöst. Die Ursache von Depressionen oder Angstzuständen sind vielfach auch im Darm zu finden: Anhaltender Stress, falsche Ernährung, Medikamente und schädliche Lebensumstände und -gewohnheiten beeinflussen die Zusammensetzung der mikrobiellen Besiedlung des Darmes und begünstigen damit das Risiko physischer wie auch psychischer Krankheiten (z.B. darmassoziierte Depression).
Somit besteht hier eine Wechselwirkung zwischen Psyche und Darm, die in beide Richtungen geht:
- Psychische Belastung –> Darmprobleme: Der Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Darmproblemen (Durchfall, Blähungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, etc.) ist unter dem Begriff Psychosomatik hinlänglich bekannt. Sobald die Belastung mit oder ohne therapeutische Unterstützung verarbeitet wurde, pendelt sich die Darmflora mit entsprechender Unterstützung (Probiotika) in der Regel wieder ein.
- Darmprobleme –> psychische Probleme: Der Einfluss der Darmgesundheit auf die psychische Stabilität eines Menschen ist im Vergleich zum psychosomatischen Zugang noch recht wenig bekannt. So kommt es dann auch, dass Menschen ohne ersichtlichen Grund über Jahre hinweg mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, weil der Zusammenhang zwischen ihren Ängsten, Depressionen oder Stimmungsschwankungen und dem Darm schlichtweg nicht erkannt wird.
In beiden Fällen ist es daher empfehlenswert, den Darm unter ärztlicher Aufsicht mit Probiotika oder anderen Maßnahmen zu unterstützen, um die psychische Genesung zu fördern und gleichzeitig eine Verschlechterung des psychischen Zustandes zu verhindern.
Wie kommt es zu Beschwerden?
Die Innenwand des Darms, die Darmschleimhaut, nimmt ausgebreitet eine Fläche von 400-500 m² ein und beherbergt zwischen 10 und 100 Billionen Darmbakterien. Diese Mikroorganismen bilden in ihrer Gesamtheit die Darmflora. Was sind nun die Aufgaben der Darmflora und wie kommt es zu einer Schädigung:
1. Nährstoffversorgung
Die Darmschleimhaut nimmt Nährstoffe auf, die den Körper mit Energie versorgen. Gleichzeitig werden Pilze, Bakterien und andere Keime von den Immunzellen der Darmschleimhaut abgewehrt. Ist die Darmschleimhaut geschädigt, können Keime und Bakterien eindringen und Entzündungen verursachen. Gleichzeitig ist die Fähigkeit des Darms zur Aufnahme von Vitaminen und Mineralien eingeschränkt. Diese Vitalstoffe sind aber gerade für die psychische Gesundheit von entscheidender Bedeutung.
2. Steuerungszentrale
Mehr als 100 Millionen Nervenzellen ummanteln den Darm und fungieren als Steuerungszentrale für eine reibungslose Verdauung. Ist man gestresst, benötigt das Gehirn mehr Energie, um die belastende Situation zu verarbeiten und Lösungen dafür zu finden. Diese Energie holt sich das Gehirn vom Darm. Folge dieser Energieeinsparung ist, dass sich die Bewegungsabläufe im Darm verlangsamen. Gleichzeitig verschlechtert sich auch die Durchblutung, wodurch die schützende Darmschleimhaut dünner wird und die Darmwände durchlässiger (Leaky Gut Syndrom).
3. Botenstoffe
Die Darmschleimhaut besteht auch aus Zellen, die wichtige Botenstoffe bereitstellen. So werden zum Beispiel 95 Prozent des Glückshormons Serotonin in unserer Darmschleimhaut hergestellt. Ist der Darm entzündet, konzentriert sich der Körper auf die Heilung der Entzündung. Dafür benötigt er den Botenstoff Tryptophan, der aber auch für die Serotoninbildung erforderlich ist. Somit wird die Serotoninproduktion zugunsten der Tryptophanproduktion reduziert.
Gleichzeitig werden auch die für die Serotoninproduktion notwendigen Vitalstoffe für die Bekämpfung der Entzündung verwendet. Als Folge davon wird die Serotoninbildung teilweise massiv eingeschränkt. Das wiederum führt dann dazu, dass das Stresshormon Cortisol uneingeschränkt produziert wird und den Körper überschwemmt.
Dieser kurze Blick in die Welt des Darms verdeutlicht, wie wichtig ein gesunder Darm für eine ausgeglichene Psyche ist. Werden Darmprobleme nicht behandelt, kann es leicht zu Depressionen und zahlreichen anderen Beschwerden kommen.
Wie erkennen Sie eine gestörte Darmflora?
Die Symptome einer geschädigten Darmflora bzw. einer Darmentzündung sind vielfältig und oftmals auch sehr diffus. Folgende Beschwerden können ein erster Ansatzpunkt sein:
- Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Bauchschmerzen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Schwaches Immunsystem
- Innere Kälte und Zittern
- Muskelverspannungen und -schmerzen, Gelenkschmerzen
- Flache Atmung, Erschöpfung, Hitzewallungen
- Hautprobleme (Akne, Ekzeme)
- Wiederkehrende Blasen- und Vaginalinfekte
- Innere Unruhe, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, vernebelte Wahrnehmung, Müdigkeit und Antriebslosigkeit
- Panikattacken, Angstzustände, depressive Verstimmungen, Gereiztheit, Aggressionen
- Verschlimmerung der Symptome bei Stress und Besserung bei Entlastung
Viele der genannten Symptome werden oft nicht mit einem kranken Darm in Verbindung gebracht. Im Laufe der Jahre können sich dann – neben psychischen Problemen – ernsthafte und chronische Beschwerden entwickeln (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Allergien, Asthma, Autoimmunerkrankungen).
Was können Sie tun?
Um die Gesundheit wieder zu erlangen, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
1. Darmsanierung
Suchen Sie sich einen Arzt oder Therapeuten, der Erfahrung mit Darmsanierungen hat. Er wird Sie dahingehend beraten, welche Maßnahmen erforderlich sind. Diese können z.B. Darmspülungen, Entgiftungskuren, die Einnahme hochwertiger Probiotika und eine Ernährungsumstellung umfassen.
Was Sie aber sofort umsetzen können, ist ein Verzicht auf Zucker, Alkohol und Fertiggerichte. Essen Sie biologische Produkte, die frei von landwirtschaftlichen Chemikalien und Toxinen sind. Achten Sie dabei darauf, was Sie gut vertragen und was nicht.
Schlimmstenfalls müssen Sie eine Zeit lang mit Mais, Reis und Kartoffeln ihr Auskommen finden, um dem Darm eine entsprechende Ruhephase und Regeneration zu ermöglichen. Verzichten Sie auch auf Wasser, das mit Chlor, Fluor oder Kohlensäure versetzt ist und vermeiden Sie die Einnahme von Antibiotika.
Einen detaillierten Ernährungsplan sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ernährungsberater zusammenstellen.
2. Wiederherstellung der psychischen Gesundheit
Wie obige Ausführungen gezeigt haben, stehen Psyche und Darm in enger Wechselwirkung. Ob Sie nun durch ein belastendes Ereignis, Stress im Job oder andere Faktoren mit Darmproblemen zu kämpfen haben – in allen Fällen lohnt es sich, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Manchmal wird man lernen müssen, mit einer schwierigen Lebenssituation zurecht zu kommen, in anderen Fällen geht es um die Veränderung stressfördernder Verhaltensmuster oder schädlicher Lebensgewohnheiten.
Fazit: Psyche und Darm gehören zusammen
Psychisches Wohlbefinden und Emotionen werden in einem viel intensiveren Ausmaß von der Darmflora beeinflusst als lange Zeit angenommen. Forschungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Verbindung zwischen Darm und Gehirn in beide Richtungen verläuft, was allerdings die Ursache-Wirkungs-Erklärung auch erschweren kann. Grundsätzlich empfiehlt es sich daher, eventuell vorhandene psychologische Ursachen abzuklären und eine umfassende Darmsanierung in Angriff zu nehmen.