Nahrungsergänzung
Nahrungsergänzung ist in aller Munde. Bereits seit fast 10 Jahren boomt das Geschäft mit Kapseln, Dragees und Shakes und viele schwören darauf. Aber was verbirgt sich tatsächlich dahinter?
Die Wahrheit ist – wie bei allen Dingen – etwas komplizierter und bei weitem nicht so schwarz-weiß wie es oft den Anschein hat. Tatsache ist, dass sich hinter Nahrungsergänzungsmitteln etwas sehr Positives verbirgt, das aber leicht in Verruf gerät, wenn manche Anbieter schnelles Geld wittern. Deshalb gibt es zum Beispiel die Health-Claim-Verordnung der europäischen Lebensmittelsicherheitsagentur, oder EFSA, die genau festlegt, was man über diese Substanzen sagen darf und was nicht. Zugrunde liegen diesen Beschlüssen erhebliche Datenmengen, die von Experten beurteilt werden und letztendlich in die Datenbank der Behörde aufgenommen werden oder nicht.
Diese behördliche Datenbank ist öffentlich zugänglich und kann bei eigener Recherche für Transparenz sorgen und somit von Nutzen sein.
Nahrungsergänzung – Wann?
Was der Vorteil von Nahrungsergänzung im einzelnen Fall ist, kann sehr unterschiedlich sein, je nach Problematik. Hier gibt es etwa klassische Prophylaxe, also Vorsorge, um Mängel vorzubeugen, aber auch der Fall einen bereits entstandenen Mangel zu beheben ist natürlich relevant. Eher speziell sind bestimmte Erkrankungen, Lebensumstände oder auch Diäten, die einen Mehrbedarf mit sich bringen, oder potenziell ein Mangelrisiko mit sich bringen.
So ist es schon seit langem normal, dass im Kindergarten Fluoridkügelchen gegeben werden, zum Vorbeugen von Karies, oder Osteoporosepatienten zusätzlich Calciumtabletten einnehmen. Zink ist im Profisport als Prophylaxe gegen den Abfall der Immunleistung bei extrem rigorosem Training bekannt, z.B. vor Meisterschaften. Nahrungsergänzungsmittel werden auch häufig von Sporttherapeuten und Ärzten eingesetzt um einen erhöhten Bedarf zu decken, z.B. bei sehr ambitionierten Hobby-Sportlern oder sogar Profis. Vor allem sind Menschen, die sehr einseitig oder eingeschränkt essen, gefährdet, sich nicht genügend mit Nährstoffen zu versorgen, z.B. Veganisums oder Paleo-Ernährung.
Auch in der Schwangerschaft ist an Supplementation zu denken. Jedoch sollte man in dieser sehr heiklen Periode auf jeden Fall Rat vom Arzt einholen, da viele Stoffe (v.A. Pflanzenextrakte und –stoffe) an sich oder in falschen Mengen zu Problemen in der Schwangerschaft führen können. Andere wiederum sind für die Entwicklung des Kindes und für die weiterbestehende Gesundheit der Mutter extrem wichtig (z.B. Folsäure, L-Carnitin oder Eisen).
Wie realistisch sind Mängel wirklich?
Mängel werden oft heruntergespielt oder missverstanden. So wird zum Beispiel behauptet, dass es in einem Industrieland wie Österreich unmöglich ist, einen „echten“ Mangel zu haben, was jedoch eindeutig nicht der Wahrheit entspricht. Die letzte Erhebung aus dem österreichischen Ernährungsbericht 2017 zeigt eindeutig, dass es einige Vitamine gibt, über unterschiedlichste Altersgruppen verteilt, die im Durschnitt zu kurz kommen. Dies beginnt teilweise im Kindesalter. Nicht jeder Mangel macht sich außerdem sofort klinisch bemerkbar, man spricht hier von einem subklinischen Phänomen. Dies bedeutet einfach, dass über lange Zeit ein relativ niedriger Spiegel von gewissen Nährstoffen, obwohl im Bluttest immer noch über dem Schwellenwert, langsam Probleme verursachen kann. So ist es hinreichend bewiesen, dass z.B. ein niedriger Vitamin D Spiegel über sehr lange Zeit die Entstehung von Osteoporose begünstigt.
Gemeinsam mit Vitamin D zählen z.B. gewisse B-Vitamine, Jod, Calcium, Magnesium und teilweise sogar Vitamin C zu den Mikronährstoffen, welche nicht ausreichend über die Nahrung aufgenommen werden.
Welche Form der Ergänzung ist sinnvoll?
Nicht alles was unter den Begriff der Nahrungsergänzungsmittel fällt ist gleich effektiv. Es gibt, je nach Verbindung, z.B. bei Magnesium, Präparate, die effektiver sind, d.h. besser aufgenommen werden können, als andere. Grundsätzlich sollten allerdings hochdosierte Präparate nur eingenommen werden, wenn vorher Rücksprache mit einem Arzt, Therapeuten oder Experten gehalten wurde, um einen Überschuss auszuschließen. Niedrig dosiert Präparate können eigentlich, bis auf wenige Ausnahmen, z.B. bei Allergien, bedenkenlos eigenommen werden, sofern man sich an die Dosierung hält.
Letztendlich ist die Darreichungsform (Pille, Pulver, Tablette, Flüssigkeit) in den meisten Fällen (Ausnahmen sind hier Enzyme und Bakterienkulturen) nicht weiter wichtig und häufig lediglich eine persönliche Präferenz.
Was man allerdings nicht aus den Augen verlieren sollte ist die Zutatenliste. Viele Nahrungsergänzungsmittel sind überall erhältlich, selbst in großen Supermarktketten. Liest man sich bei Billigartikeln durch, was darin enthalten ist, wird recht bald klar, dass sich darin hauptsächlich Zusatzstoffe (z.B. Magnesiumstearat) befinden, die potenziell die Aufnahme verschlechtern können. Wie bei den meisten Produkten sind enorme Unterschiede in der Qualität der einzelnen Präparate zu finden. Reinsubstanzen, also Präparate, die nur enthalten, was man tatsächlich braucht, sind qualitativ hochwertig und erfahrungsgemäß das Produkt der Wahl, aber leider auch teurer.
Was kann Nahrungsergänzung wirklich?
Viele dieser Nahrungsergänzungsmittel können nützlich sein, um Mängel vorzubeugen und Krankheit zu vermeiden, ein Blick in die Datenbank der EFSA zeigt recht deutlich, warum. Viele dieser Stoffe, die als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden, sichern die normale Funktion unserer Körper. Forschung und Wissenschaft haben bereits Anfang der 2000er beleuchtet, dass bei bestimmten Erkrankungen die Einnahme von gewissen Nahrungsergänzungsmittel nicht nur den Therapieerfolg positiv unterstützen, sondern auch die Dosis notwendiger Medikamente reduzieren kann, was wiederum Nebenwirkungen reduziert. Inzwischen wurden riesige Datenmengen über unterschiedlichste Substanzen zusammengetragen und so hat man z.B. für Omega-3-Fettsäuren eine Reihe positiver Auswirkung beobachtet, welche bis hin zu Krebserkrankungen getestet und teilweise bestätigt wurden.
Einige Mikronährstoffe, die als Nahrungsergänzungsmittel frei erhältlich sind, können außerdem die Wirkung von Medikamenten verstärken oder Nebenwirkungen entgegenwirken. Allerdings sollte hier unter keinen Umständen experimentiert werden, sondern es empfiehlt sich, eine etwaige Einnahme vorher immer mit einem Arzt oder Therapeuten abzuklären.
Qualität – Wann kann ich Herstellern vertrauen?
Die größten Hersteller arbeiten nach dem Reinsubstanzenprinzip, also nur Stoffe, die vom Körper auch aufgenommen werden können und von Vorteil sind, finden ihren Weg ins Endprodukt. Ausnahmen sind hier meist Kapselhüllen oder Zellulosepulver, die jedoch extrem gut vertragen werden, bzw. keine nachteiligen Effekte im Körper haben.
Vertrauen kann man in der Regel Herstellern aus dem EU-Raum und den USA, da hier rigorose Konsumentenschutzrechte Falschaussagen, Täuschung und nicht-haltbare Werbung untersagen und abstrafen. Außerdem gewährleisten hier Handelsabkommen und Gesetze, dass im Notfall eine Handhabe gegen Hersteller vorhanden ist, sollte z.B. nachgewiesen werden, dass das Produkt verunreinigt ist.
Hersteller aus der EU den USA sind zumeist auch greifbarer und transparenter, sollte es Reklamationen, Fragen oder Probleme geben. Ein Hersteller der hinter seinem Produkt steht wird immerhin nicht mit Informationen zum Thema Nahrungsergänzung geizen.
Auf jedem Produkt müssen etliche Hinweise zu finden sein, welches eine Bundesbehörde oder eine Agentur vorher festlegt. So muss z.B. jede Packung ersichtlich den Hinweis enthalten: „Empfohlene Verzehrmenge darf nicht überschritten werden.“
Fazit
Nahrungsergänzung kann enorme Vorteile haben, wenn sie richtig und kritisch eingesetzt werden. Sie können helfen einen Mehrbedarf bei Sport oder Krankheit zu decken, Therapien positiv zu unterstützen und Mängel zu beheben oder vorzubeugen. Die besten Hersteller werden stets um Transparenz bemüht sein, und klare Angaben zu Inhaltsstoffen und Rezepturen ihrer Produkte machen, vor allem aus dem EU-Raum und den USA. Mit Nahrungsergänzung sollte nicht selbst Experimentiert werden, sondern im Zweifelsfall immer vor der Einnahme ein ganzheitlicher Arzt oder Therapeut zu Rate gezogen werden. Letztendlich können nur spezifische Tests wie z.B. eine Nährstoffanalyse aus dem Vollblut klare Mängel und erhöhten Bedarf aufzeigen, weshalb vor allem hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel nicht ohne guten Grund verwendet werden sollten.