Seit einiger Zeit wird immer häufiger über das Thema Mikroplastik gesprochen und über etwaige gesundheitliche Folgen gemutmaßt. Aber was hat es damit auf sich? Was ist überhaupt Mikroplastik, was kann man bereits darüber sagen und was ist Spekulation?
- Mikroplastik ist als sämtliche Kunststoffpartikel zu verstehen, die eine Gesamtgröße von 5mm unterschreiten.
- Viele dieser Partikel kommen als Träger in Kosmetika, Zahnpasta, Babywindeln und fast allen Haushaltsprodukten vor.
- Fast ein Drittel des weltweiten Mikroplastiks stammt vom Abrieb von Autoreifen.
- Mehr als ein Drittel stammt durch das Waschen von synthetischen Textilien.
- Städte weltweit sind etwa nur für ein Viertel des gesamten Mikroplastiks verantwortlich.
- Geringe Spuren finden sich auch im Trinkwasser, aber auch in der Luft.
Mit anderen Worten: Mikroplastik scheint allgegenwärtig, also warum ist es ein Problem?
Weil wir nur Mutmaßungen darüber treffen können wie es sich im Körper verhält, aber es nicht genau wissen. Was wir allerdings wissen, ist, dass in so gut wie jedem Kunststoff Weichmacher und andere Substanzen enthalten sind, die der Experte als „endokrin aktiv“ bezeichnet. Dies bedeutet, dass es sich hierbei um Substanzen handelt, welche hormonelle Systeme stören können und so potenzielle Gesundheitsrisiken bergen. Viele dieser Substanzen werden außerdem durch die WHO (=Welt-Gesundheitsorganisation) als potenziell krebserregend eingestuft.
Wichtig ist hier außerdem die Unterscheidung zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik. Hierbei wird nach Größe und Entstehung unterschieden, wichtig ist dabei, dass v.a. sekundäres Mikroplastik eine geringere Partikelgröße aufweist und dadurch größeres gesundheitsschädigendes Potenzial besitzt.
Unmittelbar ist der gesundheitsgefährdende Effekt von Mikroplastik dennoch scheinbar gering, also wozu die ganze Panikmache?
Hier handelt es sich einfach um eine langfristige Problematik, denn Mikroplastik kann im Körper helfen schädliche Substanzen anzulagern und wird dennoch nicht aus dem Körper entfernt. Steigt die Mikroplastikbelastung in unserer Umwelt (Luft, Meer), so sind die gesundheitlichen Folgen nicht abzusehen, da es immer mehr von Mensch und Tier aufgenommen wird. Viele dieser Tiere verspeisen wir ebenfalls, wodurch wir auch dahingehend mehr Mikroplastik in den Körper bringen. In diesem Fall scheinen sich sogar große Gesetzgeber einig (USA, EU) und wollen die Mikroplastikbelastung der Umwelt entgegentreten.
Wo kein Kläger, da kein Richter – Die Zeiten ändern sich!
Das gravierendste Problem zu Mikroplastik ist einfach, dass wir nicht genau wissen, was es im Körper tut, die Forschung wie es sich im Menschen verhält steckt in den Kinderschuhen.
Erst 2017 wurde die gesundheitsschädliche Wirkung anhand von Mäusen nachgewiesen, ob jedoch ein Mensch die nötige Menge an Mikroplastik jemals aufnimmt, wird nach wie vor bestritten. Dennoch wird immer mehr in diese Richtung geforscht, da Mikroplastik absolut plausible gesundheitsschädliche Auswirkungen haben kann. So will etwa die Schweiz alle Kläranlagen die Gemeinden mit mehr als 80.000 Einwohnern versorgen, bis 2035 aufrüsten um die Filterleistung gegenüber Mikroplastik zu erhöhen.
Erst kürzlich wurden Waschmittelhersteller, Kosmetikhersteller u.Ä. darauf aufmerksam, und einige bieten sogenannte „Rinse-off“-Produkte (abwasch- oder ausspülbar) an, welche mikroplastikfrei sein müssen. Wer diese Produkte als solche kennzeichnen möchte, muss dies gewährleisten können, wie in einer EU-Rechtsnorm festgelegt ist (2014/893/EU).
Erst seit Jänner 2018 hat die EU-Kommission eine umfassende Europäische Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft herausgegeben, welche salopp gesagt eine Sammlung an Maßnahmen darstellt, um Mikroplastik in der Umwelt und dadurch auch letztlich in Nahrung und folglich auch den Menschen zu reduzieren.
Doch was können wir tun, in unserem Alltag, um effizient Mikroplastik zu reduzieren?
Jeder Beitrag ist wichtig – Die Menge macht den Unterschied!
Wer Mikroplastik reduzieren möchte, der wird selbst von der österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (=AGES) aufgefordert mit den Grundlagen zu beginnen: Korrekte Mülltrennung!
Wer allerdings weitergehen möchte, der kann explizit darauf achten so wenig wie möglich synthetische Textilien zu kaufen, wo möglich, und natürlich auch Plastik einzusparen wo möglich. Selbst das Verwenden eigener Stofftaschen zum Einkaufen, statt des Griffs zum Plastiksackerl, kann in der Menge schon einen großen Unterscheid machen!
Wer vor allem bei Seife, Waschmittel und Kosmetik sicherstellen möchte, hier auf Mikroplastik zu verzichten, der kann in Datenbanken (hier Öko-Rein) nach Marken suchen, die verwendet werden sollen. Ergibt die Suche keine Treffer bedeutet dies, dass diese Marke keine mikroplastikfreien Produkte anbietet. Jeder „Treffer“ bei der Suche zeigt ein explizites Produkt jener Marke, welches mikroplastikfrei ist und damit unter die „Rinse-off“-Regelung fällt.
In Österreich bieten bereits Drogerieketten die Möglichkeit z.B. Waschmittel, welches mikroplastikfrei ist immer wieder nachzufüllen, und hier nicht nur bei der Wäsche Mikroplastik zu reduzieren, sondern auch Plastikmüll generell zu vermeiden.
Am Ende des Tages sollte jeder selbst entscheiden wie weit er/sie gehen möchte und wie zumutbar die jeweiligen Maßnahmen im Alltag für jeden sind. Aber selbst kleine Beiträge summieren sich und jeder einzelne kann hier mitwirken.
Was übrig bleibt…
Für viele ist Umweltschutz nach wie vor ein Wort ohne wirkliche Bedeutung, aber gerade die Problematik um und mit Mikroplastik zeigt, wie weitreichend unsere Verschmutzungen der letzten Dekaden waren. So umfangreich, tatsächlich, dass Staatenverbände wie die USA oder EU sogar unmittelbaren Handlungsbedarf sehen, damit nicht großräumige Gesundheitsrisiken dadurch entstehen.
Jeder der schnell mal eine Plastikflasche aus dem Auto wirft, sollte sich dessen bewusst sein, dass die gleiche Flasche über hundert Jahre langsam durch Wind, Wetter und Sonne aufgelöst wird und noch Generationen danach beiträgt, eventuelle Gesundheitsprobleme zu fördern.
Die Mülldeponien, der sorglose Umgang mit den Themen Umweltschutz und Mülltrennung und der zügellose Konsumerismus des letzten Jahrhunderts werden noch über viele Jahrzehnte Probleme der kommenden Generationen sein.
Das Handeln und Umdenken der Gesetzgeber ist hier absolut begrüßenswert, bevor die ersten groben gesundheitlichen Probleme auftreten. Dennoch ist bei dieser Problematik ein gesellschaftliches Umdenken notwendig und unser Bewusstsein muss dahin geschärft werden. Denn am Ende des Tages konsumieren wir als Gesellschaft und am Beispiel Mikroplastik wird vielleicht begreifbar, wie wir alle auch für die Gesundheit von einander und von zukünftigen Generationen verantwortlich sind. Denn die Probleme die wir jetzt haben, sind ein undurchdachtes „Geschenk“ des letzten Jahrhunderts.
Damit liegt es an uns, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden.