Die Gefahren von Glyphosat
Seit 2015 wird darüber debattiert, ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht. Ungerechtfertigt ist die Debatte nicht, zumal die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) damals die Aussage tätigte, dass Glyphosat krebserregend sei.
Eines vorweg: Ganz so einfach ist es nicht.
Was ist Glyphosat eigentlich?
Glyphosat ist ein Totalherbizid und vernichtet damit alle grünen Pflanzen. Grund dafür ist, dass es in den Pflanzen ein Enzym blockiert, das für die lebensnotwendige Herstellung von Aminosäuren zuständig ist.
Der Stoff ist ein alter Hut – immerhin wurde er in den 1970er Jahren von Monsanto auf den Markt gebracht. Er wird heutzutage auf der ganzen Welt verwendet und auch am häufigsten. Egal ob professioneller Landwirtschaftsbetrieb oder Hobbygarten – überall findet man den „Unkrautvernichter“ Glyphosat.
Natürlich verdient Monsanto an dem Produkt doppelt – denn nur Pflanzen, die genetisch so verändert wurden, damit das oben genannte Enzym nicht angegriffen werden kann, überleben den Kontakt mit Glyphosat. Und nun raten Sie mal, wer diese Samen verkauft – richtig, Monsanto.
Wie es aber so oft in der Natur der Fall ist, passt sie sich bereits darauf an. Man hat bereits mehrere Unkräuter gefunden, die resistent gegen das Totalherbizid sind. Ewig wird man Glyphosat also nicht weiterverwenden können.
So krebserregend ist Glyphosat
Glyphosat ist krebserregend, aber nur in bestimmtem Kontext. Diese Wirkung wurde nur dann festgestellt, wenn man dem Stoff tagtäglich in unrealistisch hohen Mengen ausgesetzt ist. Das würde bedeuten, dass ein Landwirt mit einem Großbetrieb täglich mit extrem großen Mengen zu tun hat.
Nachgewiesenerweise ist Glyphosat ab einer Menge von 176mg/kg pro Tag für den Menschen giftig. Es wurden Landwirte überprüft, die oft mit dem Stoff arbeiteten – bei diesen fand man eine Maximaldosis von 0,004mg/kg pro Tag, was also in keiner Weise auch nur in die Nähe der toxischen Dosis kommt. Auch in Lebensmittel konnten Spuren von Glyphosat nachgewiesen werden: Etwa 7mg/kg in Mais und 10mg/kg in Sojabohnen.
Soweit bewiesen, sind diese Mengen an Reinstoff unbedenklich. Jedoch darf man nicht vergessen, dass Glyphosat vor allem in Mischungen vorkommt, deren Beweislage dahingehend nicht so klar dargelegt ist. Diese sollte man vermeiden.
Stoff mit großer Kontroverse
Wie jeder Stoff, der in den Medien diskutiert wird, hat Glyphosat eine Geschichte an Kontroversen, unsauberer Forschung und fragwürdigen Studien. Jedoch gilt das sowohl für die Gegner von Glyphosat, als auch für deren Befürworter.
Wie schon im Artikel angesprochen, wurde von der IARC 2015 die Aussage getätigt, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“ sei. Jedoch blieb diese Aussage nicht bestehen – kurz darauf wurde sie zurück genommen, da die Studienlage falsch bewertet wurde und es eigentlich keinen Beweis dafür gab, dass dies der Fall sei. Grund dafür war, dass die Studien von beiden Seiten unsauber geführt waren – das heißt, sie wurden von Sponsoren finanziert, die entweder das eine oder andere Ergebnis sehen wollten. Auch kam heraus, dass ein Sachverständiger der IARC von Anwälten aus den USA „gesponsert“ wurde, die ein Urteil gegen Monsanto/Bayer durchbekommen wollten.
Hinzu kommt, dass man verstehen muss, was eigentlich die Aufgabe der IARC ist. Sie nimmt nur dazu Stellung, ob ein Stoff generell Krebs auslösen kann, aber nicht, wie wahrscheinlich das ist und ob ein Großteil der Bevölkerung sich darüber sorgen machen muss, oder nur bestimmte Personengruppen.
Nach diesem Hin und Her schaltete sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ein. Dieses bewertete Glyphosat nach Überprüfung als „nicht krebserregend“. Allerdings wurde auch hier unsauber gearbeitet. Einerseits besteht der Verdacht, dass das BfR vom Zulassungsantrag von Monsanto abgeschrieben hat, der natürlich Glyphosat so gut wie möglich darstellt, andererseits waren die genauen Studien, die für diese Stellungnahme verwendet wurden, erst Jahre später der Öffentlichkeit zugängig gemacht, was auch nicht unbedingt sehr seriös erscheint.
Ungeachtet dessen, unterstützten die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Aussage des BfR. Sehr fragwürdig ist dahingehend, dass bewiesen ist, dass die meisten Studien, die die Harmlosigkeit von Glyphosat bestätigen, von Monsanto finanziert wurden. Dass das niemanden stört und sich auf diese Studien ohne kritischen Blick verlassen wird, spricht wieder eine eigene Sprache.
Neben den offiziellen Organisationen gibt es noch eine Reihe an Naturschutz-Organisationen, die gegen Glyphosat wettern. Hier wird behauptet, dass Glyphosat schwer schädlich für Tier, Mensch und Umwelt sei. Schaut man hier jedoch genauer hin, so bemerkt man schnell, dass die Studien, auf die sich diese Aussagen stützen, leider ebenfalls sehr dürftig sind.
Unbedenklich oder nicht?
Glyphosat ist, trotz eigenwilliger Studienlage, nicht unbedenklich! Dass die Frage, ob es krebserregend sei oder nicht, nicht eindeutig geklärt ist, heißt nicht, dass der Stoff nicht auch noch andere, schädliche Eigenschaften hat.
Wie schon erwähnt, war nur der Reinstoff auf dem Prüfstand der IARC. Die Mischungen, in denen der Stoff vorkommt, wurden nur von Monsanto getestet und diesen Aussagen ist mit Misstrauen zu begegnen. Immerhin möchte die Firma, die das Mittel herstellt, es auch gut dastehen lassen.
Um das Kind beim Namen zu nennen: Im Mai 2019 gab es den letzten Aufschrei um die Glyphosat-hältige Substanz „Roundup“. Die Firma Bayer, welche vor Kurzem Monsanto aufgekauft hat, wurde zu dieser Zeit zu einer Strafe von 87 Millionen US-Dollar verurteilt, da die krebserregende Wirkung der Mischung auf dem Produkt nicht ausgeschrieben sei. Grund für das Urteil war die Klage von zwei Privatpersonen, die an Krebs erkrankten, nachdem sie das Mittel als Hobbygärtner verwendeten.
In der Umwelt selbst macht Glyphosat eine gute Figur: Es kann von Bodenbakterien abgebaut werden, wird kaum durch Wind und Wetter vertragen, wird von größeren Tieren gut vertragen und wurde nur bei extrem phosphathältigen Böden in minimalen Mengen im Grundwasser nachgewiesen.
Schaut man allerdings genauer hin, so ist nicht alles ganz so eitle Wonne. Für Wasserorganismen ist der Stoff ein Problem und Bienen verlieren ihren Orientierungssinn und deren Darmflora wird dadurch geschwächt, was sie anfälliger für Parasiten macht. Bienen sind essentiell für die Bestäubung eines Großteils unserer Nutzpflanzen. Auch fand man Rückstände des Stoffes in Eiern und Milch, womit klar ist, dass der Stoff auch seinen Weg in den Menschen findet. Und hier wird es problematisch: Denn die Langzeitwirkungen auf den Menschen sind nicht bekannt und auch Schwangere werden also eine Glyphosatbelastung haben. Eine kleine Studie aus den USA zeigte generell verkürzte Schwangerschaften bei Belastung mit Glyphosat. Weitere Studien sind dahingehend notwendig.
Seien Sie sich also bewusst, dass wenn Sie „Roundup“ und Glyphosat verwenden, dass Sie sich damit keineswegs etwas Gutes tun. Es gibt eine Menge an natürlichen Varianten, wie man Unkraut bekämpfen kann, ohne zur Chemie greifen zu müssen. Aus der derzeitigen Sicht macht es Sinn, auf diese natürlichen Methoden zurück zu greifen.
Arbeiten Sie also viel mit dem Mittel, sollten Sie sich der Giftigkeit der Mischungen bewusst sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Mischungen giftiger sind als Reinstoffe. Glyphosat-haltige Mittel zu verwenden, ist nicht ratsam, zumal es Alternativen gibt.
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