Viele Menschen in Industrieländern haben immer wieder Verdauungsprobleme und tun dies mit einem Schulterzucken ab. „Nur Bauchweh…“, heißt es oft. Aber woher kommen diese Probleme über die immer häufiger geklagt wird? Häufig wird dann nachdem der Leidensdruck groß genug wird und letztlich doch ein Arzt aufgesucht, die Diagnose „Dysbiose“ gestellt. Aber was verbirgt sich dahinter und wie entstehen diese? Kann man sie vermeiden?
Dysbiosen auch ohne Antibiotika?
Wie bereits in einem vorangehenden Artikel zum Mikrobiom erklärt, schleichen sich vor allem Störungen der Darmflora (=Dysbiose) gern nach Antibiotikatherapien ein. Umso mehr, wenn diese mit Komplikationen oder über sehr langen Zeitraum verlaufen, oder in einer kritischen Phase stattfinden (Pränatal bis vor dem 3. Lebensjahr).
Doch tatsächlich sind Dysbiosen recht häufig und können lang unentdeckt bleiben. Gerade bei Frauen sind Dysbiosen extrem häufig mit wiederkehrenden Blasenentzündungen assoziiert! Wie kommt diese Komplikation des Mikrobioms aber ohne Auswirkung durch Antibiotika zustande?
Hierzu unterscheiden wir drei große Gruppen die potenziell Dysbiosen verursachen:
- Candida-Befall: Obwohl immer wieder wissenschaftlich umstritten, wird es auch in Fachkreisen als plausibel angesehen, dass der Pilz, Candida albicans welcher in unserem Darm durchaus vorkommen kann, durch Antibiotikatherapien oder sehr zucker- oder stärkereiche Kost unphysiologisch zu wuchern beginnen kann. Dies ist keine echte Candidose im klinischen Sinne, kann aber im Darm Probleme bereiten. Hausgemacht ist diese Problematik durch einseitige, übermäßig kohlenhydratreiche Kost, z.B. häufig Fastfood wie Pizza, Burger, Pommes, etc. Obwohl dies kein echtes Krankheitsbild darstellt, und diese Dysbiose subklinisch verläuft, wurden nach 2010 erhöhte Candida Besiedlungen des Darms mit chronischen, teilweise auch subklinischen, Entzündungen in Verbindung gebracht. Jüngste Studien zeigen eine ganz erheblich stärkere Beziehung zwischen Candida Pilzen und unsere eigenen Schleimhaut, bzw. Mikrobiom. Achtung: Durch die stete Erhöhung der Durchschnittstemperaturen in gemäßigten Breiten werden Infektionen mit dem erheblich aggressiverem Candida tropicalis immer häufiger. Dieser Candida Stamm ist erheblich aggressiver und nicht ungefährlich. Beide Stämme vermögen bei zu großer Zahl unsere gewünschten Keime zu vernichten und Lebensvoraussetzungen für diese ungünstig zu machen. Unsere Bakterien sind damit nicht mehr im korrekten Verhältnis oder gehen vollkommen unter, womit die Funktion des Darms, und somit auch unsere, eingeschränkt wird.
- Gärungsdyspepsie: Hier kommt es durch einen Mangel an Verdauungsenzymen durch ein erhöhtes Zurückbleiben von Kohlenhydraten im Darm. Diese werden dann von Bakterien im Dickdarm vermehrt nicht nur als Nahrungsquelle hergenommen, sondern auch vergoren und zwar in einem unphysiologisch hohen Ausmaß. Hier entsteht eine Säuerungsflora im Mikrobiom, welche sich durch vermehrte Peristaltik (bis hin zu Reizdarm oder Reizdarmähnlichen Symptomen), Blähungen, Gasbildung (auch Meteorismus) und Durchfälle auszeichnet. Dieser „Mangel“ an Verdauungsenzymen kann relativ oder total sein. Relativ bedeutet, die Mengen an Kohlenhydraten die zu sich genommen werden sind viel zu groß, für die bereitgestellten Enzyme, oder Stärkepartikel sind nicht genug zerkleinert, dass die Aufenthaltszeit im Darm ausreicht für die Verdauung (z.B. bei Schlingern, aber auch Reizdarm-Patienten). Totaler Mangel wäre, dass der Körper nicht genügend Verdauungsenzym produziert, wodurch Kohlenhydrate nicht verdaut werden können und zwangsläufig im Dickdarm landen. Hier wuchern nun alle Keime die sich von Stärke ernähren (speziell auch Candida albicans) und es kommt zu starker Gasbildung und Einschränkung durch Druckgefühle, die auch auf Magen, oder schlimmstenfalls sogar auf das Herz-Kreislauf-System wirken können (=Roemheld Syndrom).
- Fäulnisdyspepsie: Dies entsteht wenn Fette und/oder Proteine nicht korrekt verdaut werden. Die Ursachen bleiben gleich (siehe Gärungsdyspepsie), mit einer Ausnahme. Denn Proteine werden vor allem im Magen für die spätere Verdauung vorbereitet. Hiervon sind v.a. Menschen betroffen die sich einer Antazidatherapie (z.B. mit Protonenpumpenhemmern) unterziehen müssen, da dadurch für große Proteinmengen nicht genügend Säure zur Verfügung steht. Aber auch bei vermeintlich gesunden Menschen können Essgewohnheiten diese Problematik entstehen lassen. Kombiniert man nun viel Protein mit großen Mengen an Kohlenhydraten, so kann die Magensäure das Protein nicht richtig zersetzen, da der Zugriff fehlt. Die Kohlenhydrate bilden eine „Kapsel“ um Proteinpartikel und verhindern somit, dass Magensäure und später auch evtl. Verdauungsenzyme darauf zugreifen können. Werden die Kohlenhydrate dann aufgenommen, liegt das Protein noch in großen Teilen vor und kann nicht verdaut und aufgenommen werden. Dies führt zur Überwucherung von Clostridien welche sehr stoffwechselaktiv sind und sowohl Protein als auch Fett verwerten können. Bei deren zu starker Vermehrung kommt es dann zur Bildung einer Fäulnisflora. Symptome können Müdigkeit, Leistungsabfall, Infektanfälligkeit, Durchfall und Blähungen sein, in einigen Fällen sogar depressive Verstimmungen.
Man sieht also, dass einseitige und auch stressbedingt rasche und unregelmäßige Ernährung zu tiefgreifenden Problemen führen kann. Wer also beliebt nur einmal täglich zu essen, sollte dies auf ausgewogene Weise und vor allem langsam und andächtig tun.
Das Mikrobiom und Histamin
Histaminintoleranz ist eine Problematik mit der viele Menschen zu kämpfen haben und die leider, durch die extrem hohe Verarbeitung unserer Nahrungsmittel, immer häufiger zu sehen ist. Viele Menschen wissen sich bereits recht gut zu helfen und meiden Histamin bei der Nahrungsmittelwahl, doch was viele nicht bedenken ist, dass unser Mikrobiom dabei eine entscheidende Rolle spielt! Histaminintoleranz kann bei der Entstehung und Behandlung von Dysbiosen somit eine wichtige Funktion einnehmen.
Auch Menschen die häufig wegen Histamin mit dem Darm zu kämpfen haben, übersehen bei der Darmsanierung eine kritische Sache: es gibt auch Histamin bildende Mikroorganismen!
Wer also histaminbedingt seinem Darm etwas Gutes tun möchte, sollte beim Kauf von Probiotika auf diese Liste achten!