Wir Menschen entscheiden uns unzählige Male am Tag, meist ganz automatisch und ohne es überhaupt zu merken, z.B. was wir essen oder welchen Weg wir einschlagen. Es gibt jedoch auch Entscheidungen, die sind viel weitreichender und ziehen langfristige Konsequenzen nach sich. Sie bereiten uns oft Kopfzerbrechen, z.B. wenn wir uns für oder gegen ein Jobangebot entscheiden sollen oder vor der Wahl stehen, wo wir wohnen wollen. Diese Entscheidungen schieben wir deshalb oft auf oder wir sind uns sehr unsicher dabei.
In diesem Artikel wollen wir den Fragen nachgehen, warum uns Entscheidungen schwerfallen, wie man eine (gute) Entscheidung treffen kann und was uns eher zu schlechten Entscheidungen führt. Dafür möchten wir Ihnen einige Tipps und Tricks an die Hand geben, wie Entscheidungen gelingen können. Wenn Sie dieses Thema gerade betrifft oder einfach interessiert, lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr darüber.
Warum es uns schwer fällt, Entscheidungen zu treffen
Viele Menschen haben ein Problem damit, Entscheidungen zu treffen, und schieben es solange es geht vor sich her und sind sich unsicher. Das hängt damit zusammen, dass wir bei Entscheidungen eine Wahl treffen und damit Position beziehen. Das heißt also wir stimmen zu einer Option (und deren Konsequenzen) zu und entscheiden uns damit gleichzeitig gegen viele andere Wahlmöglichkeiten. Im Bild gesprochen gehen wir, wenn wir eine Entscheidung treffen durch eine bestimmte Tür und erfahren damit nie, was hinter den anderen Türen lag. Es werden sich wieder neue Wege und Türen eröffnen, die anderen lassen wir aber zurück. Und genau das fürchten wir.
Zweifel und Ängste
Dafür gibt es mehrere Gründe. Der größte und schwerwiegendste Grund ist vermutlich, dass Menschen befürchten, sich falsch zu entscheiden. Das geschieht vor allem dann, wenn sie ihrem eigenen Urteil nicht (ganz) trauen.
Außerdem fällt eine Wahl oft schwer, wenn wir befürchten, dass wir damit anderen wehtun oder „auf die Füße treten“ und wenn Konflikte drohen, weil andere eventuell nicht mit unserer Entscheidung einverstanden sind.
Wann Entscheidungen zu vermeiden zum Problem wird
Manchen Menschen fällt es jedoch auch schwer sich zu entscheiden, wenn die Wahl eigentlich harmlos ist, also keine (schwerwiegenden) Konsequenzen nach sich zieht, z.B. bei der Wahl der Kleidung beim morgendlichen Anziehen. Kommen bereits bei solchen Situationen Unsicherheiten oder sogar Ängste auf und greift dieses Problem so weit in das tägliche Leben ein, wird ein normaler Alltag schwierig. Dies passiert beispielsweise bei einer selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung oder wenn Entscheidungen nicht getroffen werden, weil eine Zwangsstörung das verhindert. In diesem Fall sollte der Betroffene professionelle Hilfe aufsuchen, um sich davon zu lösen.
Bei größeren, schweren Entscheidungen sind aufkommende Ängste aber durchaus berechtigt. Sie zeigen uns: Da kommt etwas Großes auf uns zu. Damit sie uns nicht lähmen, sollten wir uns dessen aber bewusst sein, sie nicht leugnen oder verdrängen, damit ein positiver Umgang damit möglich wird.
Wie man eine gute Entscheidung treffen kann
Das oder doch lieber das? So oder so? Die Fragen lassen Sie nicht los. Sie wollen ja nicht irgendeine Entscheidung treffen, sondern die richtige. Wenn Sie sich auch fragen, wie Sie eine gute und richtige Entscheidung treffen können, haben wir Ihnen hier ein paar Schritte aufgelistet, die Ihnen vielleicht helfen. Dabei handelt es sich nicht um eine Anleitung, aber um eine Art Orientierungshilfe oder Leitfaden.
Leitfaden: Schritt für Schritt zu einer guten Entscheidung
Um eine gute Entscheidung zu treffen, ist es zunächst einmal wichtig, dass Sie alle Optionen kennen. Dafür ist es oft unerlässlich, sich (mehr) Informationen zu beschaffen. Stellen Sie sich dafür zum Beispiel folgende Fragen: Welchen Aufwand muss ich betreiben? Welche Kosten kommen auf mich zu? Welchen Nutzen habe ich von der Veränderung? Wen kann ich im Bedarfsfall um Hilfe fragen?
Wenn Sie diesen Schritt erledigt haben, können Sie daran gehen, alle Optionen durchzuspielen, und zwar so, wie sie sich (hypothetisch) in ihrem zukünftigen Alltag abspielen würden. Wenn Sie beispielsweise vor der Wahl eines Jobs stehen, überlegen Sie sich, was das jeweilige Angebot für Konsequenzen hat z.B. hinsichtlich ihrer Möglichkeiten für die Wohnungssuche, für Hobbys, Familie und Freundschaften, für die Gestaltung Ihres Lebens im Konkreten. Achten Sie hier darauf, dass Sie auch mittel- und langfristig weiterdenken.
Wenn Sie alle Konsequenzen vor Augen haben, entwickeln Sie automatisch ein besseres Gefühl für die jeweilige Entscheidung und es zeichnen sich eventuell bereits Prioritäten ab. Mit diesem Gesamtbild vor Augen können Sie Ihre Optionen jetzt auch besser diskutieren und mit anderen Personen darüber ins Gespräch kommen. Dies ermöglicht es Ihnen, eine neue Perspektive auf die bevorstehende Entscheidung zu erhalten und sich Rat einzuholen. Steht Ihnen hier keine Person Ihres Vertrauens zur Verfügung oder Sie sind mit dem Ergebnis der Diskussion nicht ganz zufrieden, besteht auch die Möglichkeit, sich professionell beraten zu lassen.
Kopf oder Bauch?
Manchmal kommt es vor, dass sich unser Kopf und das Bauchgefühl vor Entscheidungen widersprechen und sich uneins sind. Wir sind zerrissen und fragen uns: Auf was sollen wir hören? Deshalb hier eine Empfehlung:
Entscheidungen sollten weder (allein) mit dem Kopf noch nur aus dem Bauch heraus entschieden werden. Beide Aspekte geben uns unterschiedliche Informationen. Es ist wichtig, zu versuchen beides in Einklang zu bringen und sich nicht nur auf eines zu verlassen.
Treffen Sie Ihre Entscheidungen also nicht in einer zu emotionalen Situation. Lassen Sie sich Zeit und denken Sie in Ruhe über die Argumente dafür und dagegen nach. Aber treffen Sie auch keine Entscheidung, wenn Sie kein gutes Gefühl dabei haben. Wenn alles in Ihnen „Nein“ schreit, auch wenn Sie noch so gute Argumente dafür haben, sollten Sie die Entscheidung nochmals überdenken und sich fragen, warum diese negativen Gefühle aufkommen. Setzen Sie sich nicht einfach darüber hinweg, sonst könnte es dazu kommen, dass Sie immer wieder unsicher werden, sich selbst überzeugen müssen und zum Schluss vielleicht doch alles wieder rückgängig machen wollen und „das Handtuch werfen“.
Die Antwort ist hier also: Die Mischung macht’s!
Was uns zu schlechten Entscheidungen führt
Bestimmte Faktoren führen eher dazu, dass wir uns schlecht entscheiden, d.h. unsere Entscheidung später bereuen und uns wünschen, wir hätten es (damals) anders gemacht. Auf diese Faktoren wollen wir in diesem Kapitel näher eingehen.
Zum einen sollten wir unsere Entscheidungen nicht unter Zeitdruck treffen. Sind wir (und damit unser Gehirn) nämlich gestresst, führt das dazu, dass wir viele Faktoren und Argumente nicht mehr bedenken und beachten. Wir geraten in eine Art Tunnelblick und entscheiden uns eher irrational. Im Nachhinein fragen wir uns dann: Wie konnten wir daran nicht denken oder das übersehen? Der Rat, „eine Nacht darüber zu schlafen“, ist also durchaus sehr berechtigt. Auf diese Weise können wir unsere Gedanken ordnen, andere um Rat fragen und in Ruhe abwägen. Gerade bei schweren Entscheidungen sollten Sie also nicht unter Druck entscheiden!
Außerdem sollten Sie nicht (zu sehr) darauf hören, was andere von Ihnen erwarten. Stehen Sie bei Ihrer Entscheidung unter sozialem Druck kann es sein, dass Sie gar nicht mehr Ihre Entscheidung treffen, sondern nur noch fragen, was den anderen entgegenkommt. Aber auch wenn Sie dafür erst kämpfen müssen und es eventuell zu Konflikten kommt: Klare Grenzen für Ihr Leben und Ihre Bedürfnisse zu ziehen, lohnt sich langfristig! Machen Sie sich und anderen klar: Es geht um Ihre Entscheidung und Ihr Leben. Erst wenn Sie diesen Druck ablegen, werden Sie frei in Ihrer Entscheidung und gewinnen wieder eine klare Beurteilungsfähigkeit.
Ein niedriges Selbstwertgefühl kann eine gute Entscheidung ebenfalls behindern. Sie führt uns in eine große Unsicherheit und ein Gefühl, sich nicht auf die eigene Beurteilung verlassen zu können. Außerdem schließt ein niedriges Selbstwertgefühl viele Optionen oft schon im Vorhinein aus, da sich Betroffene gar nicht mehr vorstellen können, es zu schaffen oder bewältigen zu können. Das schwerwiegendste Problem am mangelnden Selbstwert ist dann jedoch, dass er schnell zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden kann, da Menschen es gar nicht mehr versuchen oder sehr schnell aufgeben und damit wieder in dem Gedanken bestätigt werden „Ich kann es nicht. Wusste ich es doch.“
Tipps und Tricks für eine gute Entscheidung
Wenn Sie vor einer schweren Entscheidung stehen und nicht weiterwissen, geben Ihnen vielleicht die folgenden Gedanken zum Thema gutes Entscheiden eine grobe Orientierung.
- Entscheiden Sie rational und emotional: Eine Pro Contra Liste allein wird Ihnen nicht weiterhelfen, fragen Sie sich auch: Fühle ich mich bereit für einen neuen Schritt? Ist die Zeit reif? Will ich es wirklich? Sicherheit kommt meist von innen, vom Gefühl, vom Unbewussten.
- Lassen Sie nicht andere entscheiden! Entscheiden Sie nicht gar nicht oder schieben Sie die Entscheidung (zu) lange auf. Um gewisse Lebensentscheidungen werden Sie nicht herumkommen. Gute Entscheidungen wollen zwar überdacht werden, sollten aber irgendwann auch getroffen werden. Sollte Ihnen das sehr schwerfallen, holen Sie sich professionelle Hilfe.
- Fragen Sie sich: Bin ich bereit, Schritte zu setzen, die eventuell auch mühsam sind? Lohnt es sich? Beziehen Sie wenn möglich alle Faktoren und Alternativen ein. Denken Sie hier auch langfristig und entscheiden Sie dann realistisch.
- Denken Sie auch daran: Irren ist keine Schande. Manchmal merken wir auch erst nach der Entscheidung, im Vollzug davon: Das war es doch nicht. Sie dürfen sich auch ausprobieren und etwas wagen, ohne dass Sie sich zu hundert Prozent sicher sind.
- Richtig und falsch, schwarz und weiß gibt es bei Entscheidungen oft nicht, sondern es ist eine Frage der (teilweise unbewussten) Gründe und der Abwägung. Entscheidungsfragen können Ihnen dabei helfen, sich selbst zu ergründen. Fragen Sie sich z.B.: Warum möchte ich das? Bin ich ehrlich zu mir selbst? Was sind Alternativen und die möglichen Konsequenzen, die ich bisher vielleicht ausblende oder nicht wahrhaben will?
Sind Sie gerade mitten im Entscheidungsprozess haben wir hier außerdem noch ein paar konkrete Tipps für Sie zusammengestellt, die vielleicht etwas kurios und merkwürdig klingen mögen, jedoch wissenschaftlich erwiesen sind:
- Sollten Sie gar nicht weiterkommen, schalten Sie bei Ihrer Entscheidung das Licht aus. Unsere Emotionen werden dadurch gedämpft und wir entscheiden vernünftiger.
- Versuchen Sie alle Stressquellen auszuschalten. Stress lässt uns in einen Tunnelblick geraten und langfristige Konsequenzen ausblenden.
- Wenn Sie sich zwischen zwei Alternativen gar nicht entscheiden können, überlegen Sie sich, wenn möglich, eine dritte. Diese kann dann als Entscheidungshilfe für die ersten beiden Varianten dienen.
- Seien Sie bei Ihrer Entscheidung nicht (zu) gut gelaunt. Das führt uns meist zu eher unüberlegten, spontanen und unvernünftigen Entscheidungen. Ärger und Wut bündeln unsere Aufmerksamkeit dagegen und lassen in unserem Denken weniger Raum für Beurteilungsfehler.
- Aufstehen und Bewegung bringen Ihre Ideen in Schwung. Versuchen Sie Entscheidungen deshalb mal während eines Spaziergangs anzugehen.
- Schlafen Sie sich gut aus, bevor Sie entscheiden. Unausgeschlafen gehen wir Risiken ein, die wir sonst eher vermeiden. Entscheidungen treffen selbst macht außerdem sehr müde. Geben Sie sich deshalb zwischendurch immer wieder Zeit für eine kleine Denkpause und beschäftigen Sie sich mit etwas anderem. Danach fällt Ihnen möglicherweise eine neue Perspektive auf.
Fazit
Entscheidungen treffen, die langfristige Konsequenzen haben und möglicherweise unser gesamtes Leben beeinflussen können, sind essenziell und deshalb oft nicht leicht. Zweifel und Ängste stehen dem manchmal im Weg und machen die Entscheidung schwer. Zeitdruck, sozialer Druck und ein zu niedriges Selbstwertgefühl führen zudem eher zu schlechten Entscheidungen.
Wenn Sie vor einer schweren Entscheidung stehen und nicht weiterwissen, bedenken Sie auch: Schon Pythagoras wusste bereits „Die kürzesten Wörter, nämlich Ja und Nein erfordern das meiste Nachdenken.“ Gute Entscheidungen erfordern also Zeit. Setzen Sie sich nicht zu sehr unter Druck.
In diesem Artikel konnten Sie ein paar Orientierungshilfen finden, sowie Tipps und Tricks, die auf dem Weg zu einer guten Entscheidung konkret umsetzbar sind. Wir hoffen, Ihnen damit weitergeholfen zu haben.
In diesem Sinne: Eine gute Entscheidung!