Das folgende Zitat von Franz Kafka beschreibt das Störungsbild einer schizoiden Persönlichkeitsstörung (kurz: SPS, auch Schizoidie, schizoide Neurose) recht gut:
„Unfähig, mit Menschen zu leben, zu reden. Vollständiges Versinken in mich. Stumpf, gedankenlos, ängstlich, Ich habe nichts mitzuteilen, niemals, niemandem.“
Betroffene zeigen dabei recht unterschiedliche Ausprägungen, typische Tendenzen sind aber immer erkennbar. Das Zitat Kafkas ist natürlich überspitzt, gibt aber durchaus Anhaltspunkte zum Krankheitsbild.
Was ist eine schizoide Persönlichkeitsstörung und ab wann gilt sie als krankhaft?
Anfang der 20er Jahre prägten die Autoren Kretschmer und Bleuler den Begriff „schizoid“ (griechisch = schizein für „spalten“, -id für „ähnlich“). Im übertragenen Sinne bedeutet er so viel wie „der Schizophrenie ähnlich“, denn es zeigten sich zwischen Patienten mit schizoiden Charaktereigenschaften und denen mit schizophrenen Zügen Ähnlichkeiten. Inzwischen ist allerdings bekannt, dass Betroffene mit schizoider Persönlichkeit nicht zwangsläufig auch an Schizophrenie erkranken.
Die SPS ist durch kontinuierliche Verhaltensmuster gekennzeichnet. Es fehlen in der Regel soziale Kontakte, auf emotionaler Ebene sind Ausdrucks- und Erlebnisfähigkeit eingeschränkt. Betroffene wirken distanziert, ungesellig, einzelgängerisch und introvertiert. Viele von ihnen sind intelligent, wenn es um theoretisches Denken und Handeln geht.
Ausprägungen und Häufigkeit der SPS
Zwar zeigen sich bei allen betroffenen Patienten ähnliche Tendenzen, dennoch tritt SPS in sehr unterschiedlichen Ausprägungen auf. So zeigt nicht jeder Betroffene alle Teilsymptome oder diese sind in unterschiedlicher Stärke vorhanden.
Schätzungsweise sind zwischen ein und drei Prozent der Bevölkerung von SPS betroffen, häufig zeigt sich die Erkrankung bei familiärer Vorbelastung (z. B. Schizophrenie oder schizotypale Persönlichkeitsstörung in der Familie). Verglichen mit anderen Persönlichenkeitsstörungen kommt Schizoidie dennoch recht selten vor, Männer sind mehr betroffen als Frauen.
Schizoide Persönlichkeitsstörung und typischen Symptome
Bei Schizoidie zeigen sich je nach Einstufung (DSM oder ICD) mehrere Symptome, die für das Krankheitsbild typisch sind. Beide diagnostischen Einstufungen sind ähnlich, entscheidend für das Krankheitsbild der SPS ist das erstmalige Auftreten im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter.
Nach DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition) liegt eine Schizoidie vor, wenn mindestens vier der folgenden Kriterien auf den Betroffenen zutreffen:
- Ihnen fehlt der Wunsch nach engen Beziehungen, auch die Freude daran fehlt. Dazu zählt auch die Bindung zur Familie.
- Bevorzugt leben sie als Einzelgänger, auch die Freizeit gestalten sie allein.
- Freude empfinden sie nur bei wenigen Tätigkeiten, vorzugsweise nur, wenn sie diese allein ausüben können.
- Enge Freunde und Vertraute fehlen, höchstens Verwandte ersten Grades spielen eine Rolle für sie.
- An sexuellen Erfahrungen fehlt meist das Interesse.
- Auf Lob und Kritik scheinen sie mit Gleichgültigkeit zu reagieren.
- Sie zeigen nur eingeschränkt ihre Gefühle und wirken auf emotionaler Ebene häufig distanziert bis kalt.
Eine schizoide Persönlichkeit zeigt sich nach ICD 10 (diagnostische Klassifikation der WHO), wenn mindestens vier der folgenden Eigenschaften bei einem Betroffenen vorliegen:
- Nur wenige Tätigkeiten bereiten ihnen Freude.
- Warme und zärtliche Gefühle oder auch Ärger können anderen Menschen gegenüber nicht gezeigt werden.
- Sie zeigen eine emotionale Distanzierung und Kälte.
- Sexuelle Erfahrungen mit anderen Menschen sind uninteressant.
- Lob und Kritik sind nicht von Bedeutung.
- Aktivitäten, die allein durchgeführt werden können, werden bevorzugt.
- Phantasien und Introvertiertheit spielen eine große Rolle.
- Enge Freunde und vertrauensvolle Bindungen zu Menschen (mit Ausnahme von engen Familienmitgliedern) sind unerwünscht.
- Für geltende soziale Normen und Konventionen besteht ein mangelhaftes Gespür, ein „Nicht-Befolgen“ ist nicht beabsichtigt.
Mehrfachdiagnosen bei Persönlichkeitsstörungen
Sehr häufig kommt es bei Persönlichkeitsstörungen zu Mehrfachdiagnosen (so genannte Komorbiditäten). Es sind also weitere Persönlichkeitsstörungen (z. B. Borderline, Narzissmus, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörung, abhängige Persönlichkeitsstörung, Sucht, Sozialphobie). In der Folge kann es zu weiteren psychischen Erkrankungen kommen.
Mehrfachdiagnosen erschweren jedoch auch die Diagnose einer einzelnen Teilstörung. Der Leidensdruck für Betroffene ist bei Symptomen mehrere Störungen deutlich erhöht.
Liegt eine Persönlichkeitsstörung vor oder hat der Betroffene nur einen ungewöhnlichen Charakterzug an sich?
Die einzelnen Diagnosekriterien für SPS weisen mitunter auch Menschen ohne Persönlichkeitsstörung auf. Doch wann handelt es sich tatsächlich um eine Persönlichkeitsstörung und wann sind es nur ungewöhnliche Charaktereigenschaften?
Per Definition zeichnet sich eine Persönlichkeitsstörung durch mehrere Besonderheiten im Erleben und auch Verhalten des jeweiligen Patienten aus. In bestimmten Situationen reagieren Betroffene unangemessen oder auch unflexibel. Die Folge daraus sind erhebliche Beeinträchtigungen in der individuellen und auch zwischenmenschlichen Lebensgestaltung. Von einer Persönlichkeitsstörung wird zudem nur gesprochen, wenn die Besonderheiten dauerhaft auftreten und nicht nur als Reaktion auf ein einschneidendes Ereignis (z. B. Tod eines geliebten Menschen).
Schizoide Persönlichkeitsstörung: Unterscheidung von anderen Erkrankungen
Im Rahmen der Diagnostik muss eine schizoide Neurose von anderen Erkrankungen abgegrenzt werden:
1. Schizophrenie
Anders als bei Schizophrenie zeigen Patienten mit schizoider Persönlichkeitsstörung keinerlei kognitive Störungen der Wahrnehmung (z. B. Halluzinationen, Paranoia).
2. Autimsus-Spektrum-Störungen
Zwar zeigen auch Patienten mit SPS soziale Beeinträchtigungen und stereotype Verhaltensmuster, allerdings sind diese weniger ausgeprägt als dies bei Autismus der Fall ist.
3. Schizotypale Persönlichkeitsstörung
Eine schizotypale Persönlichkeitsstörung äußert sich durch verzerrte Wahrnehmung und verzerrtes Denken, was nicht in das Krankheitsbild einer SPS passt.
4. Aversionspersönlichkeitsstörung
Die soziale Isolation bei Aversionspersönlichkeitsstörungen entsteht aufgrund von Angst vor Verlegenheit oder auch Ablehnung durch andere Menschen. Bei SPS entsteht die Isolation durch allgemeines Desinteresse an sozialen Bindungen.
Mögliche Ursachen für eine schizoide Persönlichkeitsstörung
Welche Ursachen für die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen im Allgemeinen verantwortlich sind, konnte bislang noch nicht vollständig geklärt werden. Sicher ist jedoch, dass es sich wohl um ein Zusammenspiel aus biologischen, psychischen und auch umweltbezogenen Faktoren zu handeln scheint.
Die Medizin geht davon aus, dass Betroffene bereits eine genetische Vorbelastung aufweisen. So tritt zeigt sich eine schizoide Persönlichkeit gehäuft dann, wenn es bereits in der Familie Fälle von Schizophrenie gibt. Genetisch bedingt scheint dann eine besonders hohe Sensibilität und Irritierbarkeit beim Betroffenen zu bestehen.
Kommen nun noch schwierige Verhältnisse in der Kindheit (z. B. emotionale Vernachlässigung, Misshandlung) sowie psychische Störungen der Eltern hinzu, wird die Ausbildung einer SPS begünstigt.
Es ist davon auszugehen, dass Eltern sich gegenüber ihren Kindern ablehnend verhalten oder sie körperlich und seelisch misshandelt haben. Weiterhin geht die Vermutung dahin, dass Betroffene in ihrer Kindheit beim Versuch, mit anderen in Kontakt zu treten, immer wieder Ablehnung erfahren haben. In der Folge kam es dann zu extremem Rückzug und der Vermeidung jeglicher Form von Kontakt. Angenommen wird weiterhin, dass Menschen mit schizoider Persönlichkeit durchaus Gefühle wie Angst oder auch Wut empfinden, sich aber nicht entsprechend ausdrücken können und deshalb auch keine engen Bindungen zu anderen Menschen eingehen.
Weiterhin spricht einiges dafür, dass schon feinste Hinweise auf Gefühle eines anderen Menschen nicht richtig wahrgenommen werden können. Gefühlsauslösende Reize bleiben deshalb unbeachtet. Durch die zusätzlich auftretende soziale Isolation kommt es vermutlich auch zu Defiziten bei allen notwendigen sozialen Fähigkeiten. Der Aufbau von Beziehungen wird dadurch erheblich erschwert.
Folgen einer schizoiden Neurose
SPS kann für die Betroffenen mit deutlichen Belastungen verbunden sein, die sich unter anderem auch in der Bewältigung des Alltags, im Berufsleben, in der Partnerschaft sowie bei Freundschaften zeigen.
1. Schizoidie und Partnerschaft
Immer wieder zeigt sich bei Patienten mit SPS ein unerfüllter Beziehungswunsch, während andere wiederum eine Partnerschaft führen. Problematisch ist mitunter beides.
Betroffene, die keine Beziehung führen und auch keinen wirklichen Wunsch danach haben, erfahren zwar mitunter keinen großen Leidensdruck, geraten aber aufgrund ausbleibender Freundschaften immer mehr in die soziale Isolation. Betroffene mit Beziehungswunsch hingegen verspüren einen großen Leidensdruck und haben Angst, ihre Erkrankung könnte für eine Partnerschaft eine Erschwernis sein. Neben dem Leidensdruck empfinden sie auch starke Einsamkeit.
Zwar gehen Patienten eher selten Freundschaften ein, dennoch sind Partnerschaften möglich. Hin und wieder halten diese sogar lange Zeit, sind aber von der Persönlichkeit des Erkrankten geprägt. In der Partnerschaft halten Betroffene Distanz zum Partner, meist bevorzugen sie sogar Fernbeziehungen und getrennte Wohnungen, um sich einen Rückzugsort zu erhalten. Für den Partner ist das Bedürfnis nach Distanz häufig verletzend und wird als Desinteresse gewertet. Da Menschen mit schizoider Persönlichkeit kaum Gefühle zeigen können, kommt es zu zusätzlichen Belastungen. In einer Partnerschaft ist dann Einsicht in die Bedürfnisse von großer Bedeutung. So können Betroffene selbst durchaus Verständnis für das Bedürfnis des Partners nach Nähe entwickeln, während der Partner Verständnis für das Bedürfnis nach Distanz entwickelt. So kann beiden Partnern klar werden, dass es sich nicht um eine Abwertung der Beziehung handelt.
2. Schizoidie und Freundschaft
Freundschaften mit an SPS erkrankten Menschen sind durchaus möglich, aber auch mit Herausforderungen verbunden. Schizoide Patienten sind ruhig, für sie ist die Welt laut, bunt und schrill. Gerade die ruhige Art, die SPS kennzeichnet, wirkt auf andere Menschen sympathisch. Für Betroffene selbst ist das Interesse anderer Menschen an ihnen aber mit einem gewissen Druck verbunden, denn sie können den Erwartungen nicht gerecht werden. Auf den Druck reagieren sie dann mit Zurückweisung. Kommt es doch zu ersten Annäherungen, gestaltet sich aber auch ein weiterer Aufbau der Freundschaft als schwierig.
Besuche bei anderen, Gespräche oder auch der Gang zu Veranstaltungen und Feiern sorgen bei Erkrankten für Unbehagen. Auch bei bereits bestehenden Freundschaften warten sie lieber darauf, von anderen kontaktiert zu werden. Mitunter wird dieses Verhalten als Desinteresse eingestuft und die Freundschaften schlafen ein. Etwas Toleranz und Mut auf beiden Seiten kann aber durchaus gute Freundschaften entstehen lassen.
3. Schizoidie und Beruf
Menschen mit SPS sind meist sehr intelligent, arbeiten aber lieber theoretisch als praktisch. Im Berufsleben kann es für Betroffene dennoch schwierig werden. Dennoch gelingt es Betroffenen auch, einen Beruf zu finden, in welchem nur wenige soziale Kontakte zu Kollegen oder auch Kunden notwendig sind. Typische Berufsbilder finden sich im naturwissenschaftlich-technischen Bereich (z. B. Mathematiker, Physiker).
In den meisten Berufen ist jedoch Team- und Kommunikationsfähigkeit gefragt. Betroffene müssen dann lernen, sich diese Softskills anzueignen. Meist können sie sich dann – wenn auch eher unauffällig – an ihrem Arbeitsplatz behaupten. Da die Wesenszüge allerdings häufig verborgen werden, ist das Risiko für einen Burnout deutlich erhöht.
Sehr häufig sind Menschen mit schizoider Persönlichkeit langzeitarbeitslos. Entweder schaffen sie den Einstieg in das Berufsleben gar nicht oder aber der Wiedereinstieg gelingt nicht mehr. Daraus resultiert natürlich auch ein Kreislauf: denn Langzeitarbeitslosigkeit reduziert die sozialen Kontakte noch mehr. Mitunter kann die Schizoidie sogar bei starker Ausprägung zu einer Schwerbehinderung führen, die dann natürlich weitere Einschränkungen im Berufsleben mit sich bringt und häufig zu einer eingeschränkten Erwerbsfähigkeit führt.
Behandlungsansätze für eine schizoide Persönlichkeitsstörung
Die Behandlung von SPS stützt sich bestenfalls auf mehrere Eckpfeiler. Psychotherapeutische Ansätze stehen dabei an oberster Stelle, unter gewissen Umständen werden auch Psychopharmaka eingesetzt.
Psychoanalytische, tiefenpsychologische oder auch kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze können bei einer Schizoidie hilfreich sein. Betroffene erhalten in einer Psychotherapie bei der schrittweisen Änderung ihres Verhaltens Unterstützung und lernen langsam, Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen und diesen auch als „befriedigend“ zu erleben. Die Therapie ist von recht „einfachen“ Behandlungszielen gekennzeichnet, häufig wird der Schwerpunkt auf eine Veränderung von aktuell bestehenden Problemen oder auch auf Stressfaktoren gesetzt.
Psychoanalytische sowie tiefenpsychologische Therapie
Im Rahmen der psychoanalytischen Therapie lernen Betroffene die Aufnahme von zwischenmenschlichen Kontakten. Dabei sollen sie für sich erlernen, Kontakte so zu gestalten, dass sie stabil bleiben und auch für sie zufriedenstellend sind. Dabei wird dennoch Rücksicht auf die Vorliebe, sich aus zwischenmenschlichen Beziehungen zurückziehen und allein sein zu können, genommen. Gemeinsam mit dem Betroffenen wird nach Möglichkeiten nach einem zufriedenstellenden Alleinsein gesucht.
Kognitive Verhaltenstherapie
Mit der kognitiven Verhaltenstherapie soll den Betroffenen das Bedürfnis nach Kontakt zu Mitmenschen vermittelt werden. Auch wird hier daran gearbeitet, dass sie sich auf emotionale und zwischenmenschliche Erfahrungen einlassen können. Im Anschluss wird schrittweise der Kontakt zu anderen Menschen aufgebaut, das Zulassen von Gefühlen wird ebenfalls trainiert. Mittels spezieller Übungen erlernen betroffene Patienten außerdem, ihre eigenen Gefühle wesentlich bewusster wahrnehmen zu können und zudem auch positive Gefühle zu erleben (z. B. bei Durchführung von für sie angenehmen Aktivitäten).
Weiterhin erlernen Betroffene in einer kognitiven Verhaltenstherapie, wie sich ihre teils schroffe und zurückweisende Art auf andere auswirkt. Anhand dessen können sie in Trainings soziale Fertigkeiten erlernen, um ihr Verhalten gegenüber anderen zu ändern.
Gruppentherapien
Wer an einer schizoiden Neurose leidet, verhält sich in Grippen üblicherweise sehr ruhig und ist zurückhaltend. Werden sie allerdings von einer Gruppe akzeptiert und sie fühlen sich sicher, kann eine Gruppentherapie zum Behandlungserfolg beitragen. Betroffene lernen dabei, sich an Gruppengesprächen zu beteiligen und ihre Ängste vor Nähe dabei zu überwinden. Die Gruppe bringt in der Regel die Erfahrung mit sich, dass soziale Bindungen durchaus positiv und auch zufriedenstellend sind. Zudem wird hier erlernt, wie neue emotionale Erfahrung zugelassen werden können. Auch trainieren Betroffene hier, Lob und Kritik von anderen Menschen anzunehmen und ihre eigenen sozialen Kompetenzen zu verbessern.
Klassische Probleme in der Psychotherapie und wie sie sich lösen lassen
Nur sehr selten haben Betroffene einen eigenen Antrieb, sich in Therapie zu begeben. Zwar fühlen viele Unzufriedenheit und sind unglücklich, allerdings erkennen sie selbst die psychische Erkrankung nicht. Häufig führen erst Begleiterscheinungen wie Ängste, Depressionen sowie Alkohol- oder Drogenmissbrauch dazu, eine Therapie zu starten.
Haben Betroffene die Therapie begonnen, wirken sie zunächst eher distanziert und reagieren auf viele Therapieansätze gleichgültig. Erste Fortschritte sind eher klein. In den meisten Fällen können Patienten nur schwer eine vertrauensvolle Bindung zum behandelnden Therapeuten aufbauen. Es ist deshalb umso wichtiger, die Therapie so zu gestalten, dass zunächst eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung hergestellt wird. Üblicherweise sind Therapeuten deutlich aktiver und arbeiten unterstützender als bei anderen Patienten. Sie machen dem Patienten konkrete Vorschläge für das weitere Vorgehen. Wichtig ist, dass die Betroffenen nicht überfordert werden. Gefühle zu stark in den Vordergrund zu stellen, ist meist nicht zielführend. Therapeuten gehen deshalb oft auf das Bedürfnis nach mehr Distanz ein und ermöglichen den Kontakt per E-Mail und bitten um das Erstellen von Tagesprotokollen, um die Nähe zum Patienten langsam aufzubauen.
Behandlung mit Psychopharmaka – Wann ist sie sinnvoll?
Bei SPS können begleitend zur Psychotherapie auch Psychopharmaka zum Einsatz kommen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn sich neben der Schizoidie auch andere psychische Störungen wie Ängste, Depressionen oder Wahnvorstellungen äußern. Bei einer reinen schizoiden Persönlichkeitsstörung konnte bislang noch kein eindeutiger Nutzen von Psychopharmaka nachgewiesen werden.
Fazit: Fehlende Emotionen können Schwierigkeiten mit sich bringen
Menschen, die unter SPS leiden, haben mit fehlenden Emotionen zu kämpfen. Vor allem Wut und Zorn können sie schlecht ausdrücken, selbst bei Provokation wirken sie absolut gefühlskalt. Oft stoßen sie damit nicht gerade auf Empathie von ihren Mitmenschen und geraten noch mehr in soziale Isolation. Schizoidie hat dabei Auswirkungen auf die verschiedensten Lebensbereiche. Haben Betroffene aber den Weg in eine Therapie gefunden, können sie durchaus lernen, gut mit ihrer Erkrankung umzugehen und den Alltag zu meistern.