Die paranoide Persönlichkeitsstörung ist dadurch gekennzeichnet, dass Handlungen anderer Personen falsch interpretiert und als abwertend oder bedrohlich erlebt werden. Die Betroffenen sind sehr misstrauisch und überzeugt davon, dass andere ihnen schaden wollen. Selbst auf neutrale oder sogar positive Rückmeldungen reagieren sie feindselig und aggressiv. Eine Therapie kann dabei helfen, diese negativen Verhaltensweisen und Denkmuster zu verändern.
Welche Arten einer paranoiden Persönlichkeitsstörung gibt es?
Die paranoide Persönlichkeitsstörung gehört zu den schwersten Persönlichkeitsstörungen. Sie bricht meist im Alter zwischen 18 und 25 Jahren aus. Auslöser sind in der Regel tiefsitzende Ängste aus Kindheit und Jugend, die plötzlich hochkommen und die der Betroffene durch aggressive Abgrenzung von seinem Umfeld zu bewältigen versucht.
Daneben gibt es auch die demenzielle Paranoia im fortgeschrittenen Lebensalter, die durch Abbauprozesse im Gehirn ausgelöst wird. Die erkrankte Person bildet sich plötzlich Dinge ein, die nicht der Realität entsprechen. Auch in diesem Fall sind die wahnhaften Vorstellungen oft mit Ängsten aus früheren Lebensphasen kombiniert, die nicht aufgearbeitet wurden. Brechen diese Ängste dann durch, bleibt nur noch der Selbstschutz. Bei den Betroffenen handelt es sich vielfach um sehr starke Menschen, die sich im Leben durchkämpfen mussten. Im Alter entwickeln sie dann die fixe Vorstellung, dass alle anderen sie verfolgen. Meist handelt es dabei um Angehörige oder Personen aus dem näheren Umfeld.
Die paranoide Persönlichkeitsstörung kann in eine paranoide Psychose übergehen. Sie ist durch Wahnvorstellungen bzw. einen starken Verfolgungswahn charakterisiert, d. h. der Betroffene ist von der Realität völlig abgekoppelt und lebt in seiner eigenen Welt.
Die paranoide Persönlichkeitsstörung bzw. paranoide Psychose ist von der schizoaffektiven Psychose zu unterscheiden. Dabei handelt es sich um eine Störung, die sowohl Symptome der Schizophrenie als auch der bipolaren affektiven Störung in sich vereint. Zusätzlich zu den Stimmungsschwankungen durch eine affektive Störung (z.B. Depression oder Manie) treten Symptome wie Wahn oder Halluzinationen auf.
Welche Symptome treten auf?
Das Hauptsymptom der paranoiden Persönlichkeitsstörung ist ein gesteigertes Misstrauen. Daneben finden sich eine Reihe weiterer Symptomatiken, die daraus resultieren:
- Übertriebenes Misstrauen: Paranoide Menschen können es sich einfach nicht vorstellen, dass es andere Menschen mit ihnen gut meinen. Handlungen anderer werden demzufolge als abwertend oder feindlich bewertet. In Partnerschaften neigen sie zu extremer Eifersucht.
- Übersteigerte Empfindsamkeit: Da es paranoiden Persönlichkeiten an Vertrauen mangelt, fühlen sie sich permanent angegriffen. Selbst neutrale oder sogar freundliche Reaktionen werden als kränkend oder feindselig interpretiert.
- Starrsinnigkeit: Betroffene lassen sich aufgrund ihrer falschen Wahrnehmung der Realität in der Regel nicht von ihrer Denk- und Sichtweise abbringen. Trotz gegenteiliger Beweise halten sie an der falschen Interpretation der Wirklichkeit zwanghaft fest. Mehr noch: Sie suchen ständig nach verborgenen Bedeutungen in den Bemerkungen und Handlungen anderer. Sie prüfen sie sehr genau, um Beweise zu finden und ihren Verdacht bestätigt zu wissen. Reagieren andere negativ darauf, sehen sie das als Bestätigung ihres Verdachts.
- Streitsucht: Die paranoide Persönlichkeitsstörung geht mit streitsüchtigem und rechthaberischem Verhalten einher. Betroffene sind von der Wahrheit ihrer eigenen Interpretationen und Fehldeutungen dermaßen überzeugt, dass eine konstruktive Diskussion oft nicht möglich ist. Sie gehen auf Argumente kaum ein, verdrehen dem anderen das Wort im Mund und haben immer recht.
- Aggressives Verhalten: Eigene Aggressionen werden auf Mitmenschen übertragen und dort als bedrohlich wahrgenommen. Wenn sie sich beleidigt oder verletzt fühlen, werden Betroffene wütend und neigen zu verbalen Auseinandersetzungen bis hin zu Handgreiflichkeiten.
- Überhöhtes Selbstwertgefühl/Egozentrik: Menschen mit paranoider Persönlichkeitsstörung neigen zu Überheblichkeit, auffällig arrogantem Verhalten und starker Selbstbezogenheit (Narzissmus).
- Soziale Isolation: Betroffenen fällt es schwer, sich anderen anzuvertrauen und enge Beziehungen zu entwickeln. Sie haben ständig Angst davor, dass persönliche Informationen von anderen gegen sie verwendet werden oder dass sie hintergangen werden. Egal ob Arbeitskollegen, Familie, Partner oder Freunde, sie zweifeln an deren Loyalität und Treue. Sie leben daher oft sozial isoliert und zurückgezogen.
- Fehlende Distanz zu Verschwörungstheorien: Paranoiker vermuten ständig Verschwörungen, mit denen sie Ereignisse in ihrer Umgebung oder in der Welt allgemein erklären. Während sich ein gesunder Mensch distanzieren kann, ist ein paranoider Mensch in seinen Verschwörungstheorien so gefangen, dass er selbst nicht mehr herauskommt und Unterstützung braucht.
Die genannten Verhaltensweisen machen den Umgang und das Zusammenleben mit paranoiden Menschen sehr schwierig. Die paranoide Störung wirkt sich massiv auf das Umfeld aus, da es stark unter dem Verhalten des Erkrankten leidet und oftmals nicht weiß, damit umzugehen.
Wie kommt es zu einer paranoiden Persönlichkeitsstörung?
Als Ursache für die paranoide Persönlichkeitsstörung wird eine Kombination aus biologischen, psychischen und umweltbezogenen Aspekten vermutet. Betroffene haben meist in der frühen Kindheit gelernt, niemandem vertrauen zu können. Die Umgebung, in der sie aufgewachsen sind, ist häufig von starren Regeln, irrationalen Einstellungen, Bindungsstörungen, Vernachlässigungen, Streitigkeiten oder gar Misshandlungen und Grausamkeiten geprägt. Sie haben von ihren Eltern nicht genügend Liebe und Zuwendung, sondern stattdessen emotionale Vernachlässigung und Zurückweisung erfahren. Später dann dreht sich das Blatt: Sie schützen sich selbst, um nicht mehr verletzt zu werden. Hinzu kommt eine tief vergrabene Wut, die Betroffene auf andere projizieren.
Therapie ist aufgrund mangelnder Einsicht oft schwierig
Paranoide Persönlichkeiten begeben sich nur selten auf eigenen Wunsch in eine Behandlung, weil sie als Ursache für ihre Probleme ihre Umwelt verantwortlich machen. Den Weg zum Therapeuten finden sie nur, wenn sie in eine emotionale Krise geraten, mit der sie nicht mehr zurechtkommen.
Doch auch dann gestaltet sich die Behandlung oft schwierig, da der Betroffene natürlich auch dem Therapeuten gegenüber misstrauisch ist und dessen Verhalten permanent hinterfragt. Daraus resultieren Widerstand, mangelnde Kooperation oder sogar ein vorzeitiger Abbruch der Therapie.
Daher wird der Psychotherapeut zunächst einmal eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen. Paranoiker direkt mit ihren paranoiden Mustern zu konfrontieren, ist kontraproduktiv und kann eine gelungene Zusammenarbeit unmöglich machen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Einer paranoiden Persönlichkeitsstörung liegt eine Störung des Gehirns zugrunde. Als erster Schritt ist daher meistens eine stationäre Aufnahme mit einer regelmäßigen Medikamenteneinnahme sinnvoll. In dieser Phase geht es um Stabilisierung, Beratung und eine klare und liebevolle Führung.
Solange der Betroffene nicht stabilisiert ist, macht eine Psychotherapie keinen Sinn. Sie würde ihn nur noch mehr verunsichern, da es in einer Therapie um Reflexionsfähigkeit geht, die der Betroffene in seinem paranoiden Zustand nicht besitzt. Durch die Stabilisierung können paranoide Menschen oftmals ihre Selbstdistanzierungsfähigkeit wieder soweit erlangen, dass sie sich ein Stück weit vom Wahn entfernen und die Basis für eine Psychotherapie geschaffen werden kann.
In der Therapie werden dann Möglichkeiten gesucht und Lösungen erarbeitet, wie befriedigende Beziehungen zu anderen Menschen aufgebaut werden können. Ansatzpunkte bestehen darin, die sozialen Kompetenzen und Fertigkeiten des Betroffenen schrittweise auszubauen, das Umfeld zu strukturieren und Ängste aufzulösen. Betroffene sollen mehr Selbstsicherheit erhalten, verbesserte Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten erlernen und ihre Gefühle besser kommunizieren können.
Letztendlich geht es in der Therapie darum, dass Patienten lernen, die Absichten und Verhaltensweisen von anderen genauer wahrzunehmen und realistischer einzuschätzen. Alternative Denk- und Verhaltensweisen sollen ihnen befriedigendere zwischenmenschliche Beziehungen und einen besseren Umgang mit Stress- und Konfliktsituationen ermöglichen.
Das ist allerdings nur möglich, wenn sich der Betroffene immer mehr öffnet und über seine Schwierigkeiten innerhalb von Beziehungen und die Gefühle, die damit einhergehen, spricht. Nur dann ist es dem Therapeuten möglich, sie gemeinsam mit dem Betroffenen aufzuarbeiten und zu verändern.
Fazit: Paranoide Persönlichkeitsstörung
Die Erkrankung verläuft chronisch und kann oft nicht gänzlich geheilt werden. Eine medikamentöse Behandlung in Kombination mit einer Psychotherapie ermöglicht in vielen Fällen, die Symptome deutlich zu lindern und den Alltag des Betroffenen, aber auch des Umfelds zu erleichtern.