Wut kommt immer wieder in unserem Leben vor. In diesem Blogartikel erkläre ich Ihnen, wie die Wut entsteht, was dahinter steckt und wie Sie damit gut umgehen können.
Arten der Aggression
Wut ist nur ein Teil der Emotionen, die mit der Aggression verbunden werden. Wut richtet sich gegen andere, vornehmlich deswegen, weil Sie jemand anderem etwas klar machen möchten und über langen Zeitraum nicht verstanden werden (wollen).
Zu den aggressiven Emotionen zählen auch noch Ärger und Hass.
Ärger richtet sich immer gegen Sie selbst, Sie sind mit sich unzufrieden und möchten sich selbst nicht akzeptieren. Im schlimmsten Falle kommt es hier zur Selbstverletzung, weil jedwede andere Kommunikation mit sich selbst nicht mehr funktioniert.
Hass wird nicht umsonst oft als finales Stadium der Aggression angesehen. Er beschreibt eher eine Abwesenheit von Emotion, eine absolute Kälte gegenüber der Quelle, die Sie lange wütend gemacht hat.
Was es über die Arten der Aggression zu wissen gibt, können Sie sich in meinem Video über das Abbauen von Aggressionen ansehen:
Was es bringt, die Wut kontrollieren zu lernen
Da Wut immer gegen jemand anderen gerichtet ist, hat es gleich mehrere Nutzen, zu lernen, wie Sie Ihre eigene Wut kontrollieren lernen. Einerseits helfen Sie sich selbst, weil Wut eine für den Körper sehr anstrengende Emotion ist, andererseits schonen Sie damit auch Ihr Gegenüber, gegen das sich die Wut richtet. Wenn Sie lernen, Ihre Wut gezielt einzusetzen, schaffen Sie es, besser verstanden zu werden und können Sie auch als starken Antrieb verwenden.
Wichtig ist, dass Sie sich vor Augen halten, dass die Wut eine gesunde und notwendige Emotion ist. Sie hilft uns, “Dampf abzulassen” und Spannungen heraus zu lassen. Sie zu unterdrücken ist keine gute Idee.
Dabei sollten Sie aber nicht vergessen, dass es nicht egal ist, wie Sie Ihre Wut ausleben. Unkontrolliert (auch wenn das manchmal bis zu einem gewissen Grad sicherlich passieren wird; kein Mensch hat sich immer perfekt unter Kontrolle) kann sie im besten Falle zu Streit, im schlimmsten Falle in emotionaler und körperlicher Gewalt enden.
Auch der Körper verträgt aufgestaute Wut nicht gut. Herzprobleme (vor allem Bluthochdruck und Herzrasen), Gewichtsprobleme (durch Fressattacken, um die Wut “hinunter zu schlucken”) und Magen-Darm-Beschwerden sind bei ständiger, unterdrückter Wut häufig anzutreffen.
So ist Wut eigentlich aufgebaut
Der wichtigste, erste Schritt, um Wut unter Kontrolle zu bekommen, ist, sie verstehen zu lernen und zu wissen, warum Sie wütend sind/werden. Die Wut ist eine wesentlich komplexere Emotion, als die meisten Menschen wohl denken.
Wut gehört zu den sogenannten sekundären Emotionen. Das heißt, sie ist nur eine nachgeschaltete Emotion für eine andere Emotion, die in diesem Moment gerade einfach zu viel für den Geist ist, egal, ob sie zu intensiv oder zu schmerzhaft ist.
Häufig damit überlagerte Emotionen sind:
- Verletztheit und Verletzlichkeit
- das Gefühl, nicht ernst genommen, verraten oder entwertet zu sein
- Überforderung
- Angst
- Enttäuschung
Anstatt eben diese Emotionen erleben zu müssen, flüchtet sich der Geist in die wesentlich leichter umzusetzende Wut.
Versuchen Sie also zu verstehen, dass Wut Ihnen immer etwas mitteilen will, dass die Wut, die zwar alles überlagert, nicht das eigentliche Problem ist, sondern etwas Anderes. Dieser Schritt bringt Sie auch unweigerlich dazu, über Ihre Emotionen nachzudenken und kühlt die Wut automatisch etwas ab. Vielleicht hilft es Ihnen, die Gedanken im Moment der Wut niederzuschreiben, um sich im Klaren darüber zu werden, warum Sie wütend sind.
Kurze Beispiele:
Ihnen wird im letzten Moment von einem Freund abgesagt. Sie sind wütend, aber fühlen sich eigentlich verletzt, enttäuscht und nicht respektiert.
Ihr Partner wirft Ihnen vor, dass Sie immer beim Essen bröseln und es Ihnen nicht auffällt, obwohl Sie sich sehr um die Sauberkeit in der Wohnung bemühen. Sie sind wütend, aber eigentlich verletzt und fühlen sich falsch behandelt und missverstanden.
Oft ist es auch so, dass derjenige, der Sie wütend macht, Sie unterbewusst an eine Person in der Kindheit erinnert, so wie ein ständig nörgelnder Elternteil oder ein unfair strenger Lehrer.
Wir lernen in der Kindheit von unseren Bezugspersonen, wie es in Ordnung ist, Wut auszudrücken (z.B. Dinge herumschmeißen, Türen zuwerfen, schreien, etc.). Viele von uns tragen auch Kränkungen mit sich herum, die nie verarbeitet wurden und die bei bestimmten Triggern wieder hoch kommen und unverstandene Wut hervorrufen.
Leider kommt es auch oft vor, dass wir als Kinder nicht gelernt haben, mit der Wut umzugehen oder es uns nicht erlaubt war, sie auszudrücken. Denken Sie daher daran bei Ihren eigenen Kindern: Lassen Sie sie toben, damit Sie die Emotion kennen lernen, aber trösten Sie sie danach auch, um Ihnen zu zeigen, dass es eine normale und gesunde Emotion ist.
Die Warnzeichen von Wut
Wutausbrüche kommen nie ohne Warnzeichen. Wenn Sie lernen, diese zu erkennen, dann können Sie einem unkontrollierten Ausbruch entgegen wirken. Auf den Körper zu hören und die Zeichen zu erkennen kann mit Konzentration darauf helfen, sich zu beruhigen, indem man die körperlichen Signale zu beruhigen sucht.
Typische Anzeichen des Körper sind:
- Anspannung von Schultern, Fäusten und Kiefer
- Bewegungsdrang
- Herzrasen
- Kopfschmerzen
- Flaches Atmen
- Heißes oder verspanntes Gefühl in der Bauchgegend
Methoden zur Abkühlung der Wut
Der einfachste Schritt zum Abkühlen ist, sich selbst Zeit zu schaffen. Wut ist oft eine schnell auftretende und genauso schnell wieder abklingende Emotion und Reaktion. Indem Sie sich selbst ein wenig Zeit geben und einen Schritt zurück machen, verfliegt oft der heftigste Ansturm der Emotion.
Diese Zeit schaffen Sie auf jeden Fall mit dem Nachdenken über den Ursprung der Wut und durch die Konzentration auf Ihren Körper. Jedoch habe ich noch ein paar Tipps für Sie:
- Atmen Sie tief durch. Das machen Sie, indem Sie die Luft tief durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen. Sehen Sie zu, dass Sie den Bauchraum mit Luft füllen und das Zwerchfell sich dehnt.
- Zählen Sie von einer beliebigen Zahl langsam herunter, um sich Zeit zu verschaffen.
- Geben Sie dem Bewegungsdrang nach. Laufen Sie zum Beispiel um den Block.
- Fragen Sie sich, worüber Sie im Moment glücklich sind, was bei Ihnen gerade gut läuft oder worauf Sie sich freuen.
- Versuchen Sie, zu entspannen. Lockern Sie bewusst die angespannten Stellen, öffnen Sie die Fäuste, hören Sie entspannende Musik, etc.
- Zu verstehen, wie es dem anderen mit der Situation geht, ist auch immer hilfreich. Vielleicht haben Sie ja etwas übersehen oder sich nicht so klar ausgedrückt, wie Sie vielleicht glauben?
- Nehmen Sie wütenden Gedanken her und denken Sie sie im Singsang oder mit einer lächerlichen Stimme. Das kann der Wut die Zähne nehmen.
Die Wut gesund heraus lassen
Auch, wenn Sie sich in Wut-Situationen gut unter Kontrolle haben, wird es manchmal notwendig, die Wut auch herauszulassen. Optimalerweise tun Sie das dann, wenn Sie niemand anderen damit schaden können (und natürlich auch sich selbst). Hier ein paar Tipps dazu:
- Sich die Wut aus dem Körper zu schreien ist oft sehr hilfreich und angenehm.
- Gehen Sie dazu an einen Ort, an dem Sie ungestört sind, so wie den Wald, ihre Wohnung oder einfach ein Kissen.
- Verwenden Sie die Wut als Antrieb. Machen Sie etwas Kreatives daraus. Schreiben Sie etwas, das Ihre Wut ausdrückt oder malen Sie ein Bild.
- Um auf den Bewegungsdrang zurück zu kommen: Treiben Sie Sport. Sport setzt Endorphine frei, die Sie entspannen und gleichzeitig helfen Sie Ihrem Körper, mit den Anzeichen der Wut besser umzugehen.
- Sehen Sie zu, dass Sie Dinge, die Sie wütend machen, bald mit der Person ansprechen, die es betrifft. Erlauben Sie sich, zu erkunden, was der Grund Ihrer Wut ist und reden Sie dann ruhig mit der Person darüber. Lassen Sie sich dafür zu lange Zeit, kann es sein, dass vielleicht der Grund verloren geht und die Situation damit wieder auftritt.
- Eine konstruktive Gedankenwelt hilft auch oft, die Wut gut “an den Mann zu bringen”. Formulieren Sie Ihre Gedanken dementsprechend.
- Denken Sie nicht “Es darf nicht sein, dass er/sie…”, “Der/die andere muss…”.
- Formulieren Sie lieber Folgendes: “Ich wünsche mir, dass er/sie…”, “Mir wäre es Recht/lieber, wenn er/sie…”.
- Das nimmt die Wut aus der Aussage und leitet auch Sie auf einen konstruktiven Weg.
Sollte es für Sie sehr schwer oder unmöglich sein, alleine diesen Weg zu beschreiten, so ist natürlich eine professionelle Begleitung immer ein guter Weg, um der eigenen Wut Herr zu werden.