Psychotherapeutische Behandlung: Worauf Sie achten sollten
Heutzutage leiden immer mehr Menschen an psychischen Erkrankungen. Die Faktoren können unterschiedlicher Natur sein und lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen: biologische (z.B. Sinneseindrücke, Veranlagung), psychologische (z.B. Selbstvertrauen, Frustration), soziale (z.B. Arbeitsplatz, Familie) und spirituelle (z.B. Lebenssinn). Jedoch scheuen sich noch immer viel zu viele Menschen davor, eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch zu nehmen.
Dies kann einerseits mit Ängsten und andererseits mit der Empfindung, persönlich versagt zu haben, verbunden werden. Vor allem Männer kostest es große Überwindung, sich in die Hände eines Psychotherapeuten zu begeben, da sie es oftmals als Niederlage bzw. als Versagen ansehen und sich dafür schämen. Aber auch depressive Menschen tendieren dazu, sich für ihre Situation selbst verantwortlich zu machen oder haben das Gefühl, es doch selber schaffen zu müssen. Im folgenden Beitrag erfahren Sie, wie Sie sich optimal auf die psychotherapeutische Behandlung vorbereiten können.
Psychotherapeutische Behandlung: Das Erstgespräch
Das Erstgespräch ist der Anfang einer psychotherapeutischen Behandlung und dient dem gemeinsamen Kennenlernen. Unter Umständen haben Sie sich im Internet oder aufgrund von Empfehlungen aus Ihrem Umfeld auf einen bestimmten Therapeuten festgelegt. Nun sollten Sie mit dem Therapeuten via Email oder Telefon Kontakt aufnehmen und einen Termin für ein Erstgespräch ausmachen, um sich ein Bild von ihm oder ihr zu machen.
Nachdem Sie sich einen Termin bei einem Psychotherapeuten ausgemacht haben, ist es angebracht, sich auf das Erstgespräch vorzubereiten. Deswegen ist es ratsam, dass Sie sich vor der ersten Psychotherapie-Sitzung einige Gedanken zu den folgenden Punkten machen:
- Entstehen für mich Kosten für das Erstgespräch?
- Ist der Therapeut berechtigt, mit der Krankenkasse abzurechnen?
- Nach welcher therapeutischen Methode geht der Therapeut vor?
- Wie gestaltet sich der Ablauf in den Sitzungen?
- Was brauche ich?
- Was ist mein Ziel für die psychohtherapeutische Behandlung bzw. für die gesamte Therapie?
- Kann ich mit dem Therapeuten überhaupt arbeiten?
- Habe ich Vertrauen zum Therapeuten?
- Erlebe ich den Therapeuten als eine kompetente Person?
- Fühle ich mich vom Therapeuten verstanden?
Psychotherapeutische Behandlung: Was sollten Sie mitbringen?
Es ist gut, wenn Sie stichwortartig Ihre zentralen Hauptthemen zusammenschreiben und worum es Ihnen hauptsächlich geht. Was erwarten Sie sich von Ihrem Therapeuten? Dies ist vor allem wichtig, damit Sie sich von Ihrem Therapeuten Wege aufzeigen lassen, die Sie gerade selbst nicht erkennen oder vielleicht sogar bis jetzt verdrängt haben.
Sprechen Sie mit Ihrem Therapeuten über Ihre Vergangenheit. Welche Dinge gibt es, die der Therapeut unbedingt wissen sollte? Was ist hierbei besonders relevant? Denken Sie dabei auch an Ihre Eltern, Geschwister oder Brüche in Ihrem Leben (z.B. Scheidungen, schwere Unfälle oder andere Besonderheiten, auf die ein Therapeut von selbst nicht kommen würde).
Stellen Sie sich die Frage warum schaffe ich das nicht alleine? Warum muss ich zu einem Therapeuten gehen? Was kann ein Therapeut, was ich oder ein guter Freund nicht kann? Wenn Sie sich diese Fragen stellen, wird Ihre erste Sitzung bei einem Psychotherapeuten effektiv und zielgerichtet verlaufen.
Psychotherapeuten sind auch nur Menschen
Wenn Sie dann in einer Psychotherpie-Sitzung befinden, müssen Sie wissen, dass Sie einen Menschen vor sich haben, der nicht alles wissen oder vorhersehen kann. Üblicherweise wird der Therapeut durch das Stellen von Fragen und Kommentare versuchen, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Er hat aufgrund seiner zumeist langjährigen Erfahrung, eine Ahnung, wo die Knackpunkte oder Blockaden in Ihrem Leben sind. Er kann relativ zielsicher und schnell, aufgrund vieler Gespräche, die sich in diesen Themenkreisen befinden, herausfinden, worum es bei Ihren Problemen geht. Nichtsdestotrotz muss der Therapeut darauf achten, dass Sie sich nicht hilflos oder überfordert mit den vorgeschlagenen Maßnahmen fühlen. Dies führt nämlich in den meisten Fällen zur Demotivation.
Sie können diesem Therapeuten auch immer widersprechen, Nein sagen und ihm verdeutlichen, dass das nicht der Weg ist, den Sie mit Ihm gehen möchten. Geben Sie Ihm zur Kenntnis, dass Sie von Ihm etwas anderes möchten. In der Regel geht der Therapeut in eine gewisse Richtung, aber er braucht auch Ihr Feedback, um die richtigen Schritte einleiten zu können. Die therapeutische Behandlung bzw. Sitzung wird meistens so ablaufen, dass Sie ihm zunächst einmal ihre Emotionen, ihre Befindlichkeit, ihre Themen, Ihre Sorgen und Nöte schildern. Erst dann wird sich der Therapeut auf einen positiven Ausweg, ein Ziel hin fokussieren. Auf eine ganz persönliche und maßgeschneiderte Art und Weise. Stellen Sie sich einen maßgeschneiderten Anzug oder ein Kleid vor, dass nur für Sie angefertigt wurde und nur Ihnen passt.
Ebenfalls wird besprochen, wie Sie diese Maßnahmen, Aufgaben oder Hilfestellungen auch umsetzen können. Es hilft Ihnen nichts, wenn Sie einen Maßanzug haben, aber nicht wissen, wie Sie ihn tragen sollen oder er Ihnen vielleicht gar nicht gefällt. Sie müssen Ihn gerne tragen, Sie müssen wissen, wie Sie ihn tragen. Ansonsten wäre es besser, wenn Sie lieber das Geld für etwas anderes ausgeben.
Der Beginn einer Psychotherapie
Am Ende der ersten psychotherapeutischen Behandlung wird der Therapeut Sie fragen, ob Sie an einer weiteren Therapie-Sitzung Interesse haben. Sie sollten sich an dieser Stelle bewusst machen, dass Sie sich in diesem Moment noch nicht festlegen müssen. Im Normalfall sehen die Krankenkassen die ersten Termine als Probesitzungen an, die dazu beitragen sollen, dass Sie einen geeigneten Therapeuten finden.
Es ist nicht so, dass ein Psychotherapeut Ihnen Tipps und Tricks mitgibt, die Ihre Probleme sofort lösen werden. Seien Sie offen und ehrlich und sagen Sie Ihren Therapeuten was gerade Ihr akutes Problem ist. Offenheit und gegenseitiger Respekt sind natürlich von großer Bedeutung, aber es ist ebenso wichtig, ob Sie mit Ihrem Therapeuten auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Wenn Sie das Gefühl haben, sich bei der Sitzung nicht wohl zu fühlen, dann sprechen Sie diesen Umstand sofort an. Die Psychotherapie-Praxis soll ein Ort sein, wo eine angenehme Atmosphäre vorherrscht, alles gesagt werden kann und das gegenseitige Verständnis überwiegt.
Die Erfahrung zeigt, dass Psychotherapie-Einheiten sowohl per Skype, Chat als auch persönlich, überall die gleichen Erfolge erzielt. Jedoch ist es von Vorteil sich auf eine Therapie-Variante zu einigen, die Ihnen am ehesten zusagt.
Psychotherapeutische Behandlung bei der Krankenkasse beantragen
Wenn Sie die Psychotherapie bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten durchführen, der nicht in ein Finanzierungsmodell eingebunden ist, haben Sie die Möglichkeit, einen Antrag auf Kostenzuschuss durch die Krankenversicherung zu stellen. Wird dieser genehmigt, erstatten Ihnen die Krankenkassen einen Teil des an den Psychotherapeuten bezahlten Honorars zurück. Vorraussetzung dafür ist das Vorliegen einer krankheitswertigen Störung. Damit Sie einen Zuschuss erhalten, benötigen Sie unbedingt eine Bestätigung darüber, dass Sie sich einer ärztlichen Untersuchung unterzogen haben.