Keine Angst vor der Angst – Selbsthilfe bei Angst
Keine Angst vor der Angst ist leichter gesagt als getan. Wer von Ihnen hatte noch nie Angst? Dies ist in den meisten Fällen unmöglich. Angst ist etwas Normales und Natürliches und gehört zu unserem Leben genauso wie das Atmen. Es ist falsch, wenn Ihnen jemand eine angstfreie Welt verspricht. Denn diese gibt es nicht. Wichtig ist es, dass wir uns vor Augen halten, dass es möglich ist unsere Angst zu überwinden und lernen mit ihr umzugehen. Unsere Aufgabe als Menschen ist es 2 Dinge zu tun: Die reale Angst vor der unsinnigen Angst zu unterscheiden und die unsinnige Angst gut zu überwinden und zu bewältigen.
Vorweg ist es wichtig zu erwähnen, dass Sie keine Angst vor der Angst haben brauchen. Die Angst ist etwas sehr Sinnvolles, sozusagen ein Warnsignal. In einer gefährlichen Situation ist es sehr wichtig, dass Sie Angst bekommen. Wenn zum Beispiel ein aggressiver Mensch auf Sie zustürmt und Sie attackieren will, ist es notwendig, dass Ihr Blutdruck sich erhöht, Ihr Muskeltonus extrem angespannt ist, Sie Herzrasen bekommen und die Flucht ergreifen. Weil Sie sich vor jemanden, der Ihnen Böses antun möchte, in Sicherheit bringen müssen.
Angst ist ein wichtiger Prozess
Wenn Sie ein starker, kräftiger Mensch sind, der sich selbst verteidigen kann oder ein Polizist, der weiß wie man mit solchen Situationen umgeht, dann ist es möglich, sich dem Angreifer entgegenzustellen und sich zu verteidigen, auch wenn Sie trotzdem das Gefühl der Angst empfinden. Eine Flucht ist somit nicht mehr notwendig. Es gibt immer 2 Arten, die zum Überleben notwendig sind. Angst ist das Alarmsignal für Gefahr, um sich bei realen Ängsten entweder in Sicherheit zu bringen, oder wenn Sie sich stark genug fühlen, den Kampf zu wagen.
Dies gilt aber nur für reale Ängste. Angst die eine erhöhte Alarmbereitschaft auslöst, macht sich in körperlichen Reaktionen bemerkbar wie beispielsweise ein unangenehmes Gefühl im Bauch, eine hohe Adrenalin Ausschüttung, ein erhöhter Herzschlag, weiche Beine und Schweißausbrüche. Dies alles sind Symptome der Angst, die jede Person kennt. Meistens sind sie mit Stress verbunden, aber dennoch normal und gesund. Angst ist ein wichtiger Prozess der abläuft, wenn sie sich in Gefahr befinden um nicht zu schaden zu kommen.
Wie gehen Sie aber mit unsinnigen Ängsten um? Mit Ängsten, die unbegründet auftreten oder Situationen, die Sie völlig unter Stress setzen. Zum Beispiel die Angst vor Spinnen, die Angst vor Spritzen oder Sie trauen sich bestimmte Sachen nicht mehr zu tun, obwohl Sie sich schon sehr bemüht haben diese Situation zu meistern. Dies kann im schlimmsten Fall so weit gehen, dass Sie sich gar nichts mehr zutrauen. Sie werden gegebenenfalls vor dem gesamten Leben Angst haben. Dieses Problem kann bereits Heranwachsende betreffen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern informiert sind und aufmerksam auf mögliche Anzeichen für eine Angst- oder Panikstörung bei ihren Kindern achten. Hierbei können zwei Arten von Ängsten unterschieden werden:
1) Erwartungsangst
Angst vor etwas. Zum Beispiel Angst, dass mein Partner mich wieder schlecht behandelt und dadurch bin ich schon vorher demotiviert und frustriert, weil ich die Sorge habe, dass ein Kreislauf einsetzt, bei dem ich nur zurückschimpfen kann. Ein weiteres Beispiel wäre die Angst vor Spritzen, weil man panische Angst vor einer Impfung hat und dies nur unter Narkose möglich ist.
Erwartungsängste können normalerweise gut behandelt werden, es ist aber auch möglich, dass Sie sich unbehandelt zu Phobien entwickeln, wie zum Beispiel die generelle Angst vor Menschen, die Angst vor großen Plätzen, Flugängste etc. Bei der Arbeit mit Erwartungsängsten geht es vor allem darum zu üben, indem die Angstsituation erst analysiert wird und dann mit professioneller Unterstützung kleinere Ziele angestrebt werden, die die Angst erleichtern soll. Dadurch bekommen Sie ein gewisses Selbstvertrauen in Ihre eigene Person und verlieren die Zweifel an sich selbst.
Erwartungsängste bewältigen
Angst können Sie nur dadurch bewältigen, in dem Sie sich der Angst stellen und nicht davor flüchten. Denn die intuitive Reaktion bei unsinnigen Ängsten ist die gleiche wie bei realen Ängsten. Sie glauben flüchten zu müssen. Doch bei dieser Art der Angst ist die Lösung, wenn Sie durch die Angstsituation hindurchgehen und diese erfolgreich meistern. Es ist vergleichbar mit einem Kampf. Wenn Sie beginnen sich der Situation zu stellen, also Ihrer unsinnigen Angst den Kampf ansagen, ist es notwendig zu ergründen, was hinter Ihrer Angst liegt bzw. was der Grund Ihrer Angst ist.
Es muss dabei nicht immer ein direkter Zusammenhang zwischen Ihrer Angst und etwas Erlebtem sein. Im Laufe Ihrer Geschichte können Verknüpfungen entstanden sein und das Resultat dieser ist die jeweilige Erwartungsangst. Solche Verknüpfungen können mit professioneller Hilfe abgeklärt werden. Wenn Sie sich der unsinnigen Angst stellen, werden Sie diese früher oder später bewältigen. Wenn Sie aber davor flüchten, wird die unsinnige Angst immer größer und breitet sich in Ihrem Leben noch mehr aus. Dies kann bis hin zu erstarrten Ängsten gehen, welche dann später zu Zwängen oder Panikattacken werden können.
Was können Sie gegen die Erwartungsangst generell tun?
- Die Angst aushalten – „Es macht nichts, dass die Angst hier ist, es ist eben so.“
- Die Angst annehmen – „Ich nehme die Situation an wie sie ist.“
- Der Angst zustimmen – „Ich rege mich darüber nicht auf, ich habe dem zugestimmt.“
- Mit sich versöhnen – „Ich bin bereit mich mit mir und meiner Angst zu versöhnen. Ich mag mich so wie ich bin.“
2) Grundangst
Die Grundangst ist schwerer zu behandeln als die Erwartungsangst und sehr ernsthaft. Bei dieser Angst wird das ganze Leben als brüchig und wackelig empfunden. Es kommt einem vor, als würde der Boden, auf dem man steht, ständig einzustürzen und dann von der Erde verschlungen.
Das Leben sinkt in ein Nichts. Das Sein wird unmöglich und die Zukunft wirkt sehr bedrohlich. Oft tritt diese Angst in Zusammenhang mit einer Depression auf und es herrscht eine gewisse Angst vor dem Leben überhaupt. Die Angst davor das Sie im Leben nicht bestehen können. Dies ist eine große Not, verbunden mit einem sehr starken Leidensdruck und wird auch generalisierte Angststörung genannt.
Selbst wenn die äußeren Umstände gut sind, wirkt alles für die Betroffenen bedrohlich und grau. Bei der Grundangst geht es also um die Not, dass nichts im Leben mehr sicher ist. Um aus einer generalisierten Angststörung herauszukommen, bedarf es professioneller Hilfe. Diese ist notwendig, um langsam und schrittweise wieder Grundvertrauen aufzubauen, den Sinn im Leben wieder zu finden und ein Fundament aufzubauen, welches stark und stabil ist.
Dabei ist es wichtig, den Teufelskreis der Angst zu erkennen. Dieser sieht immer so aus, dass ein äußerer Reiz überbewertet wird und dadurch eine Übersensibilisierung stattfindet. Die Übersensibilisierung hält davon ab, mit Abstand auf eine Situation zu schauen. Dadurch, dass die Angst sofort und stark präsent ist, hält sie den Betroffenen davon ab, abzuwägen wie schlimm die Situation gerade wirklich ist.
Generell geht es bei allen Ängsten darum, Ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und die Ängste in die richtigen Bahnen zu lenken. Haben Sie Mut und Vertrauen, gemeinsam mit professioneller Hilfe schaffen Sie das.
“ Haben Sie keine Angst vor der Angst.