Eines der größten Probleme der Erkrankung mit SARS-CoV-2 (das Pandemie-Coronavirus), ist, dass nicht nur die Akutphase der Erkrankung problematisch sein kann. Selbst wenn diese einen milden Verlauf zeigt, kann es passieren, dass man am sogenannten „Long-COVID-Syndrom“ erkrankt.
Was das genau ist, welche Symptome dabei vorkommen können, ob eine Impfung dagegen schützt, ob Kinder auch davon betroffen sein können und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie in diesem Blogartikel!
Die Definition von Long-COVID
Long-COVID ist mittlerweile eine von der WHO anerkannte Erkrankung. Sie wird offiziell als „Post-COVID-19-Zustand“ bezeichnet. Das Long-COVID-Syndrom ist per Definition dann anzutreffen, wenn Symptome innerhalb von drei Monaten nach der Akutphase der COVID-Erkrankung auftreten. Weiters müssen diese Symptome mindestens zwei Monate anhalten; jedoch müssen sie nicht dauerhaft bestehen, sondern können auch an- und abschwellen, oder komplett weg sein und dann wieder zurückkommen.1
Ein schwerer Verlauf der akuten Erkrankungsphase begünstigt die Entstehung von Long-COVID. Circa 37% aller Patienten mit einem solchen Verlauf entwickeln das Long-COVID-Syndrom.1
Ist der Akutverlauf mild, so können es 4-41% sein. Allerdings hängt der Prozentsatz sehr von Alter, Geschlecht und etwaigen Vorerkrankungen ab.1
Es scheint so, dass vor allem Personen an Long-COVID erkranken, die mit dem Epstein-Barr-Virus oder dem Humanen Herpesvirus 6 vor der COVID Erkrankung infiziert waren, wobei hier der Zeitraum egal ist. Auch Diabetes mellitus Patienten sind häufiger davon betroffen.2,3,4,5
Zwar noch nicht in die Definition fix aufgenommen, aber vermutet, ist, dass das Geschlecht auch einen Einschlag auf die Erkrankung hat. So sind Frauen und Mädchen häufiger betroffen als Männer und Buben. Leider ist es tatsächlich auch so, dass Kinder Long-COVID bekommen können. Jedoch sind Jugendliche häufiger betroffen als Kinder.1
Welche Symptome gibt es bei Long-COVID?
Am häufigsten unter den sehr unterschiedlichen Symptomen sind „Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit (sog. Fatigue), Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme (sog. „brain fog“), Schlafstörungen, Muskelschwäche und -schmerzen, psychische Probleme, wie z. B. depressive Stimmung und Angstsymptome, sowie Riech- und Schmeckstörungen.“ (Zitat: Robert Koch Institut, Stand 19.4.2022)
Bei diesen Symptomen ist eine Schwere typisch, die das normale Leben beeinträchtigt. Eine sehr deutliche Parallele findet sich mit der Myalgischen Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS).1
ME/CFS ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die weit über die Fatigue hinaus geht. Nicht nur fühlen sich die Betroffenen ständig erschöpft, sondern auch kleinste Anstrengungen (Duschen, Zähne putzen, etc.) sind für die Patienten so schlimm, dass sie danach Bettruhe brauchen (Post-Exertional Malaise). Es ist daher vollkommen klar, dass ein Großteil von ihnen nicht arbeitsfähig ist und den Alltag kaum allein meistern kann.
Zwar ist bei Long-COVID dieser Erschöpfungszustand in den allermeisten Fällen nicht dermaßen ausgeprägt, aber dennoch ist eine Ähnlichkeit nicht abstreitbar.
Vorbeugung von Long-COVID
Einen offiziellen Leitfaden zur Vorbeugung von Long-COVID gibt es nach derzeitigem Stand nicht. Hier muss noch mehr geforscht werden.
Jedoch ist per Definition sagbar, dass ein milder Verlauf der Akutphase mit geringerer Wahrscheinlichkeit einhergeht, an Long-COVID zu erkranken. Um diesen zu gut wie möglich zu erreichen, sollte man zweimal geimpft sein und eine Boosterimpfung machen lassen.
Denn nach heutigem Wissensstand ist die Annahme wissenschaftlich begründet, dass die SARS-CoV-2 Impfung die Schwere von Long-COVID reduziert. Gleiches gilt für die Wahrscheinlichkeit, dass das Syndrom auftritt.1
Was sind die Ursachen des Long-COVID Syndroms?
Um zu verstehen, was man gegen Long-COVID tun kann, ist es wichtig, zu verstehen, wo die vermuteten Ursachen des Syndroms liegen. Die besprochenen Punkte sind vorläufige Ergebnisse aus der Wissenschaft und bedürfen noch weiterer Überprüfung. Da SARS-CoV-2 erst seit 2020 bekannt ist, steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen. Dennoch sind die bis jetzt bekannten Ergebnisse sehr eindeutig.
Durch die Ähnlichkeit der Symptome mit ME/CFS wurden auch Forschungen in Richtung der gleichen Ursachen angestrebt. Problematischerweise ist auch über die Ursachen von ME/CFS nicht viel bekannt. Dennoch gibt es Annahmen, die auch ins Bild von Long-COVID passen.1
Eine der größten Verdachtsmomente liegt bei der Mitochondriopathie.6 Dieser Begriff beschreibt folgendes:
Es geht hier um eine Erkrankung der Mitochondrien, der Kraftwerke unserer Zellen. Ohne sie gibt es keine Energie und damit kein Leben. Die Energiewährung des Körpers ist das Adenosin-Tri-Phosphat (ATP). Ist man an einer Mitochondriopathie erkrankt, so funktioniert die Herstellung von ATP nicht mehr richtig. Daher ist ein ständiger Energiemangel die Folge und man ist ständig müde. Die Leistung gerät dabei auch massiv unter die Räder.7
Durch einen Mangel an ATP gibt es auch mehr oxidativen Stress im Körper. Dieser ist schlecht für den ganzen Körper, da er Entzündungen entstehen lässt. Diese wiederum greifen Blutgefäße, Organe und Nerven an. Leidet man also noch zusätzlich unter der Akutphase von COVID, so können die Viren sich deswegen sogar besser vermehren.8
Eine weitere Theorie zu Long-COVID besagt, dass das Coronavirus in der DNA (Erbgut des Menschen) Teile aktiviert, die von anderen Viren hineingeschrieben wurden. Vor allem der Epstein-Barr-Virus und das Humane Herpesvirus 6 (HHV6) werden aktiviert, im Spezifischen die Teile, die die Mitochondrien lahmlegen, um den Körper massiv zu schwächen. Auch hier kann man gezielt eingreifen.3,9,10
Fazit
Das Long-COVID-Syndrom ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die auch noch Monate nach der Akutphase der SARS-CoV-2 Infektion auftreten kann. Sie kann Personen jedes Geschlechts und jeder Altersgruppe betreffen und zeigt eine Variation an Symptomen, allen voranschreitend ein ständiger Erschöpfungszustand (Fatigue).
Die Ursachen sind größtenteils noch ungeklärt, hier gibt es lediglich Vermutungen, jedoch ist anzunehmen, dass eine Erkrankungen der Mitochondrien dazu gehört. Kreuzreaktionen des Corona-Virus mit anderen Viren sind wahrscheinlich.
In jeden Fall ist die Impfung gegen SARS-CoV-2 anzuraten, da sie gegen einen schweren Verlauf der Akutphase schützt und so dem Long-COVID Syndrom vorbeugt.
Quellen
- https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html
- Gold, J.E. et al.: Investigation of Long COVID Prevalence and Its Relationship to Epstein-Barr Virus Reactivation; Pathogens, 2021
- https://www.med.uni-wuerzburg.de/aktuelles/meldungen/single/news/long-covid-auf-der-suche-nach-den-ausloesern/
- Raveendran, A.B. et al.: Post COVID-19 Syndrome (“Long COVID”) and Diabetes: Challenges in Diagnosis and Management; Diabetes & Metabolic Syndrome: Clinical Research & Reviews; 2021
- Mittal, J. et al.: High prevalence of post COVID-19 fatigue in patients with type 2 diabetes: A case-control study; Diabetes & Metabolic Syndrome: Clinical Research & Reviews; 2021
- Gröber, Uwe: Long-COVID – eine Mitochondriopathie?, Erfahrungsheilkunde, 2021
- Lin, M.T. et al.: Mitochondrial dysfunction and oxidative stress in neurodegenerative diseases; Nature, 2006
- Pierce, J. et al.: Post-COVID-19 Syndrome; Nursing Research, 2022
- Schreiner, P. et al.: Human Herpesvirus-6 Reactivation, Mitochondrial Fragmentation, and the Coordination of Antiviral and Metabolic Phenotypes in Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome; Immunohorzions, 2020
- Henning, T. et al.: Selective inhibition of miRNA processing by a herpesvirus-encoded miRNA; Nature, 2022