Für die Definition des Wortes „proteinogen“, sowie zu allgemeinen Informationen über Aminosäuren, werfen Sie bitte einen Blick in meinen Artikel über essentielle Aminosäuren.
Semi-essentielle Aminosäuren können zwar teilweise vom Körper hergestellt werden, aber die Menge, die produziert werden kann, reicht nicht für eine vollständige Versorgung aus. Daher muss ein Teil mit der Nahrung aufgenommen werden.
Nicht essentielle Aminosäuren kann der Körper selbst herstellen (entweder von Null weg oder aus anderen Aminosäuren) und eine Versorgung von außen ist im gesunden Normalzustand nicht notwendig. Bei Krankheit, Wachstum, Schwangerschaft und schweren Verletzungen kann es oft passieren, dass auch nicht essentielle Aminosäuren mit der Nahrung aufgenommen werden müssen.
Die folgende Liste zeigt Ihnen die für den Körper wichtigen semi- und nicht essentiellen Aminosäuren, sowie deren Wirkung.
Wie immer gilt: Beachten Sie bitte, dass diese Liste keinesfalls eine vollumfassende Informationsquelle über Aminosäuren ist. Diese Informationen füllen ganze Bücher. Hier wird lediglich ein kurzer Überblick über die semi- und nicht essentiellen Aminosäuren und ihre wichtigsten Funktionen gegeben.
Semi-essentielle Aminosäuren
L-Arginin
Arginin ist für Blutdruck und Insulinherstellung sehr wichtig. Es hat eine leicht blutdrucksenkende Funktion, die bei hochdosierter Einnahme beobachtbar ist. Das passiert durch die Erweiterung der Blutgefäße. Zum Abnehmen ist Arginin auch ein guter Unterstützer. Es senkt die Insulinresistenz, womit sich das Sättigungsgefühl schneller einstellt. Es zügelt so den Appetit und hilft beim Abnehmen. Bei häufigen Herpesinfektionen ist von der Einnahme von Arginin in Kapseln Abstand zu nehmen – es unterstützt das Virus nämlich. Besonders viel Arginin ist in Lachs und Kürbiskernen enthalten.
L-Histidin
Diese Aminosäure aus der Liste hat hauptsächlich mit dem Blut zu tun. Es ist an der Bildung von Hämoglobin beteiligt und hilft, dass Sauerstoff gut an die roten Blutkörperchen binden kann. Histaminintolerante Personen sollten von einer Supplementation mit Kapseln Abstand halten! Rindfleisch und Walnüsse enthalten viel Histidin.
Nicht essentielle Aminosäuren
L-Alanin
Eine der mysteriösesten Aminosäuren dieser Liste, ist Alanin sehr wenig beforscht. Es ist wenig über die Aminosäure bekannt, Wissenschaftler sind sich lediglich einig, dass sie bei der Energiegewinnung im Körper eine Rolle spielt und zur korrekten Form von Proteinen beiträgt. Gelatine und Fleisch enthalten viel Alanin.
L-Asparagin
Wichtig für die Blasen- und Nierengesundheit, hat Asparagin eine harntreibende Eigenschaft. Auch über diese Aminosäure ist nicht viel bekannt. Sie kommt im Spargel vor, von dem sie auch ihren Namen hat, aber auch in tierischen Produkten ist sie reichlich zu finden.
L-Asparaginsäure
Gleich als nächstes in der Liste befindet sich die Schwester von Asparagin. Asparagin und Asparaginsäure können im Körper ineinander umgewandelt werden. Mängel und Mangelsymptome sind daher extrem selten. Gehirn und Leber freuen sich über die Aminosäure, denn sie ist ein wichtiger Botenstoff und hilft, Giftstoffe wasserlöslich zu machen. So können diese ausgeschieden werden. Asparaginsäure kann daher auch das Abnehmen unterstützen. Spargel und Kabeljau enthalten viel Asparaginsäure.
L-Glutamin
Glutamin nimmt eine Sonderstellung in der Liste der nicht essentiellen Aminosäuren ein. Schwere Verletzungen und Krankheiten, so wie Extremsport (v.a. Ausdauersport) können sehr wohl eine Aufnahme durch die Nahrung oder durch Kapseln notwendig machen. Muskeln und Schleimhäute brauchen von der Aminosäure reichlich. Mangelsymptome sind komplex: Muskelschmerzen, aber auch Durchfälle und Abgeschlagenheit zählen dazu. In der Nahrung findet man Glutamin besonders häufig in Rindfleisch, Sojabohnen und Dinkelmehl.
L-Glutaminsäure
Im Gehirn ein besonders wichtiger Mitspieler, ist Glutaminsäure besser als Glutamat bekannt. Es wird in der Form von Mononatriumglutamat häufig als Geschmacksverstärker verwendet. Ein besonders übermäßiger Verzehr kann zu Aggressionen und Rastlosigkeit führen. In der Natur kommt Glutaminsäure vor allem in Fleisch vor.
Glycin
Glycin ist die kleinste aller Aminosäuren. Sie hat daher keine D- oder L-Konfiguration, wie alle anderen. Blut, Nieren und Sehnen brauchen besonders viel von diesem Winzling. Gibt es Probleme beim Einschlafen, kann eine Supplementation mit Glycin in Kapseln vor dem Schlafengehen hilfreich sein. Vor allem Gelatine enthält besonders viel Glycin.
L-Prolin
Prolin ist für die Gelenke besonders wichtig. Es ist zur Sehnen- und Knorpelherstellung unabdinglich. Vitamin C wird benötigt, um Prolin in diese Gewebe einzubauen. Die Mangelsymptome sind gut bekannt: Skorbut (in ganz schlimmen Fällen, gemeinsam mit Vitamin C Mangel) und Gelenksschmerzen sind die Folge. Prolinmangel kann vor allem bei Veganern vorkommen, da Pflanzen diese Aminosäure nur äußerst selten beinhalten. Hier ist eine Supplementation mit Kapseln sinnvoll. Lebensmittel, die Prolin enthalten, sind sämtliche Fleisch- und Milchprodukte.
L-Serin
Wichtig für die Enzyme im Körper und das Nervensystem, ist Serin eine gut beforschte Aminosäure. Zu den Mangelsymptomen gehört Depression, da Serin dem inneren Antrieb auf die Sprünge hilft. Mängel sind jedoch äußerst selten. Fleisch und Erdnüsse enthalten besonders viel Serin.
Fazit
Wenngleich auch semi- und nicht essentielle Aminosäuren selten problematisch sind, so können Mängel doch schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Vor allem Vegetarier und Veganer sollten auf ihren Aminosäuren-Status achten. Auch Menschen, die sich in Extremsituationen befinden (Verletzungen, Krankheit, Extremsport) müssen auf eine gute Versorgung mit Aminosäuren achten. Eine Supplementation mit Kapseln kann daher auch manchmal bei diesen Aminosäuren wichtig sein.
Wie immer gilt es zu beachten, dass ohne ärztlichen Rat und Bluttest nicht auf eigene Faust supplementiert werden sollte!
Literatur
- Hahn, A.: Nahrungsergänzungsmittel und ergänzende bilanzierte Diäten, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2006
- Hansen, S.: Entdeckung der Aminosäuren, Berlin, 2015
- Soeters, P.B.; Grecu, I.: Have we enough glutamine and how does it work? A clinician’s view, Annals of Nutrition & Metabolism, 2012
- Carey, F.A.: Organic Chemistry, 5th edition, The McGraw Companies, 2001